2 Kyffhäusersagen und Harzsagen. Kyffhäuser zurück, ihre grünen Zweige zu suchen; umsonst, sie waren verschwunden. c) Die Äindtaufe in Tilleda. In der Kaiserpfalz Tilleda lebte vor langer Zeit ein armer aber immer lustiger Mann. Dieser richtete einst eine Kindtaufe aus, bei der es hoch herging Es währte nicht lange, so waren die wenigen Flaschen Wem ausgctrunfcit. ,,He, Jlsabe", sagte da der Kindtaufsvater zu seiner ältesten Tochter, ,,hof einmal Wein aus dem Keller!" ,,Aus welchem Keller?" fragte das Mädchen. ,, 9hm ", erwiderte der Vater fcherzend, ,,aus dem Weinkeller der Ritter oben auf dem Kyffhäuser." Jlfabe nahm in ihrer Einfalt einen Eimer und ging den Berg hinan. Als sie oben ankam, erblickte sie eine alte Frau mit einem großen Schlüffelbunde an der Seite. Die Alte winkte sie freundlich zu sich heran und sprach: ,,Gewiß willst Du Wein holen aus dem Ritterkeller?" sagte das Mädchen schüchtern, ,,aber Geld habe ich nicht." Komm mit", erwiderte die Alte, ,,Dn sollst umsonst Wein haben." Beide gingen nun in einen Keller, in dem eine Menge Fässer lagen. Das Weib nahm den Eimer und zapfte ihn voll trefflichen Weins und sprach zu Jlsabe: ,,So oft in euerm Hause eiu Fest ist, kannst Du Hier Wein Holen, so viel ihr braucht. Aber ihr dürft ihn nicht verkaufen, auch niemand sagen, ans welchem Keller er herrührt." Das Mädchen brachte seinem Vater den Wein, der den Gästen vor¬ trefflich mundete. Sie wollten wissen, woher der Trunk sei, aber Jlsabe verriet nichts. Der geizige Gastwirt des Ortes kostete auch von dem Weine. Da er mit gefälschten Getränken handelte, rechnete er ins¬ geheim aus, wieviel er wohl verdienen könne, wenn er diesen Wein zehnfach mit Waffer verdünne. Einst schlich er der Jlsabe nach, als sie mit dem Eimer in der Hand auf den Kyffhäuser stieg. Er hatte alles gesehen, eilte schnell nach Hause, lud die größte leere Tonne, die er hatte, .auf einen Karren, und kam schweißtriefend auf dem Berge an. Als er an den Ort gelangte, wo er den Eingang zum Keller gesehen hatte, wurde es Plötzlich ganz finster, der Sturmwind fing an, entsetzlich zu heulen, und ein Ungetüm warf ihn, feine Karre und seine leere Tonne von einer Felsenwand zur andern. Vor Schreck fiel er in Ohnmacht. Endlich erwachte er von der Betäubung und sah sich in einer ^oten- grnft des Tilledaer Friedhofes. Vor Angst zitternd konnte er nur mit Mühe seine Wohnung erreichen. Drei Tage darauf war der Geizhal tot. 2 Harzsagen. a) Die Entstehung der Roßtrappe. Unter den Bergen des Harzes führt einer den Namen Roßtrappe. Zu der Zeit, wo noch ein Hünen- gefchlecht den Harz bewohnte, herrschte einmal ein mächtiger König, der nur eine Tochter mit Namen Emma hatte. Als sie zur Jungfrau herangewachsen war, erschien so mancher Königssohn und warb um ihre Hand, doch vergebens. Einst traf ein armer, tapferer Ritter