Luthers Geburt 10. Nov. 1483. 116 Die Reformation. bcr Stabt würbe ein Scheiterhaufen errichtet unb Hus hinausgeführt. Unterwegs betete er ohne Unterlaß: „Jesus Christus, bit Sohn bes lebenbigen Gottes, erbarme bich meiner!" Auf ber Richtstütte ange¬ kommen, legten ihm bie Henker eine rostige Kette um ben Hals. Dann stellten sie ihn auf einen Holzstoß iinb umwickelten seinen Körper mit Stroh unb Reisig. Ehe bie Henker anzündeten, rief Hus laut: „Ich rufe Gott zum Z:ugeu au, baß ich alle meine Prebigten, Lehren unb Schriften bahin gerichtet habe, bie Leute von bcr Sünde abzuwenben unb in Gottes Reich einzuführen. Diese Wahrheit will ich mit meinem Tobe besiegeln." Nuu loberte bie Flamme empor unb bis zum letzten Augenblicke sang bcr fromme Mann: „Christe, bu Lamm Gottes, erbarme bich meiner!" Seine Asche streute man in ben Rhein. Damit war bcr Husitenkrieg heraufbeschworen worben, ben bie Anhänger bes Hus rncheglühcnb unternahmen, geführt von bem blinben Ziska unb von Prokopius. Vergebens zog ein Reichsheer unter Fricbrich von Hohcnzollcrn gegen bie Hufiten zu gelbe. Am Böhnicrwalbe würbe es vollstäubig geschlagen lNaumburg). Erst als bie Husiten steh entzweiten, nahm ber Krieg, ber weite Strecken Deutsch- laubs verwüstete, ein Enbe. Aus einem Teile ber Hufiten ging später bie friebliche böhmisch-mährische Brübergcmeinbe hervor. c) Der Gotteskämpfer Qlther. Als Hus auf betn Scheiter¬ haufen staub, soll er zu seinen Richtern gesagt haben: „Heus bratet ihr eine Gaus (lms = (Sans), über hunbert Jahre wirb kommen ein Schwan, ben sollt ihr ungebraten lassen." Fast genau hunbert Jahre nach Hus' Tobe begauu bic Reformation in D>eutfchlanb durch Dr. Martin Luther Martin Luther würbe geboren am 10. November 1483 zu Eisleben, wo sein Vater ein Bergmann war. Ein Jahr später zogen bie Eltern nach Mansfeld. Martin Luther hat, wie alle gott¬ begnadeten Männer, eine strenge Erziehung gehabt. Wie er selbst erzählt^ haben ihn die Eltern oft geringer Vergehen halber hart gestäupt. Sein Vater wollte etwas Tüchtiges aus ihm machen unb schickte ihn bnher frühzeitig zur Schule. In seinem vierzehnten Jahre brachten ihn bie Eltern auf bic berühmte lateinische Schule zu Magbeburg, baun nach Eisenach, wo Verwanbte wohnten, bie sich inbes wenig um ihn bekümmerten. Gut vorbereitet, stubierte er hieraus von 1501 —1505 in Erfurt unb zwar nach bem Willen seines Vaters bie Rechtswissenschaft. Durch mancherlei Schicksale veranlaßt, „ba ihn Gott zu einem auserwählten Rüstzeuge bestimmt hatte", ging er in bas bortige Augustinerkloster, um Ruhe für feine geängstete Seele zu finben. Trotz seines Ringens nach Werfverbienst steigerten steh bie Herzensqualen unb verzweifelnd ries er einst aus: „Gott, mein Gott, wo find' ich bich!" Ein greiser, frommer Kl osterb nt ber rief bem Zerknirschten zn : „Kennst bu beim bas Wort nicht: „Ich glaube an bie Vergebung ber Süubcu burch Christi Vcrbienst?" Da fühlte er sich getröstet. Der Ordensobere Dr. Staupitz