3^ gemacht hat, bei welchem Steins Mut und Kühnheit alle Russen zum Erschrecken und zur Bewunderung hinge¬ rissen hat. Die alte Herrin und Kaiserin hatte sich dort auch er¬ hoben, jetzt bei der Nachricht von dem Rückzuge und der Flucht der Feinde von ihrem Schrecken erlöst, hatte, auch von dem allgemeinen Siegesmut angesteckt, dem Minister Stein gegenüber ihre stolzen württemberger Lippen ungefähr mit den Worten aufgetan: „Wenn jetzt noch ein fran¬ zösischer Soldat durch die deutschen Grenzen entrinnt, so werde ich mich schämen, eine Deutsche zu sein.“ Bei diesen Worten, so erzählte Uwaroff, sah man Stein im Ge¬ sichte rot und längs seiner großen Nase vor Zorn weiß werden, sich erheben, verneigen und in geflügelter Rede also erwidern: „Ew. Majestät haben sehr unrecht, solches hier auszusprechen, und zwar über ein so großes, treues, tapferes Volk, welchem anzugehören Sie das Glück haben. Sie hätten sagen sollen, nicht des deutschen Volkes schäme ich mich, sondern meiner Brüder, Vettern und Genossen, der deutschen Fürsten. Ich habe die Zeit durchlebt, ich lebte in den Jahren 1791, 1792, 1793, 1794 am Rhein; nicht das Volk hatte schuld, man wußte es nicht zu ge¬ brauchen: hätten die deutschen Könige1) und Fürsten ihre Schuldigkeit getan, nimmer wäre ein Franzose über die Elbe, Oder und Weichsel, geschweige über den Dnjestr ge¬ kommen.“ —- Und die Kaiserin hatte die Rede aufgenommen, wie sie nicht anders konnte, und mit aller Fassung gedankt: ,,Sie mögen vielleicht recht haben, Herr Baron; ich danke Ihnen für die Lektion.“ — *) Der Vater der Kaiserin, der König von Württemberg, war einer der eifrigsten Rheinbundfürsten.