35 2. Auf denSpuren der „Großen Armee“. Doch genug, übergenug von Petersburg. Der Welt¬ kampf zog von dem Osten jetzt gen Westen; wir blickten jetzt mit dreifacher Sehnsucht in diesen Westen und in die geliebten Heimatlande hinein: wir wollten und mußten mit¬ ziehen. Wir hatten große und gewaltige Tage, wir hatten auch manche fröhliche Tage in Petersburg verlebt; wir hatten unter vielem Traurigen und Widerlichen doch viele Erschei¬ nungen eines tapfern und ehrenhaften Volkes gesehen. In den erstenTagen des Wintermonds des Jahres 1813 war unser Gepäck geschnürt, des Ministers Kutsche ward auf einen Schlitten gestellt, ein mächtiger Packwagen, ebenso gestellt, mit unserm Gepäck, fuhr hinter ihm; ich saß neben dem Minister, wir beide nach hiesiger Landsüblichkeit leidlich in Pelzwerk gehüllt, zwei Diener vor uns, ein kaiserlicher Feld¬ jäger unseren beiden Schlitten voranfliegend, ein zweiter uns nachklatschend. So fuhren wir in der dunkeln Abendstunde1) — es läuteten eben alle Petersburger Türme die Abendbet¬ stunde — gegen Südwesten hinaus der Düna zu. Den folgenden Nachmittag machten wir in Pies- k o w2) halt, unseren lieben General Chasot zu besuchen, der dort eine Station genommen hatte, um aus den Tausenden deutscher Gefangenen für unsre Legion zu werben. Ach! wie fanden wir den trefflichen Mann! Besinnungslos am Lazarettfieber niederliegend. Er war von seinen Rekruten angesteckt, von welchen auch die meisten den vollen Tod schon im Leibe hatten. Sein Adjutant von Tidemann, ein geborener Preuße, führte uns an sein Bett, den Minister war¬ nend, seinem Aushauch nicht zu nahe zu treten. Ich drückte x) Am 5. Januar 1813. 2) Russ. Pskow, nahe der heutigen Bahn Petersburg- Warschau, am Peipus-See. 3*