32 II. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zur Teilung. Kirchenstaate. Der Papst ernannte den König zum römischen Patri- zius, d. i. zum Schutzherrn Roms und des päpstlichen Gebietes in Italien. Pippin regierte von 751 bis 768. Karl der Große. Als König Pippin sich dem Ende seines Lebens nahe suhlte, teilte er sein Reich unter seine beiden Söhne Karl und Karlmann wie ein per¬ sönliches Erbgut. Karlmann starb bald nach dem Vater. Dadurch fiel das ganze Reich Karl zu. Persönlichkeit. Pippin war von kleiner, gedrungener Gestalt gewesen, dagegen maß Karl sieben Fuß und war dabei von breitem und kräftigem Körperbau. Die Schultern waren etwas hoch, der Nacken kurz. Sein Auftreten war würdevoll, aber nicht schreckenerregend. Wenn es nötig war, konnte er ernst und streng werden. Er war unermüdlich in körperlicher und geistiger Tätigkeit, von eiserner Willenskraft und mit einem wunderbaren Scharfblicke begabt, der ihn im entscheidenden Augen¬ blicke das Rechte treffen ließ. Obschon er in Waffen erzogen war und in den Waffen ergraute, war er doch ein Freund aller Künste und Wissen¬ schaften. 26 Jahre zählte er, als er den Thron seines Vaters bestieg: 46 Jahre hat er ihn geziert, von 768 bis 814. Er ist groß als Kriegs¬ held, als Staatsmann und als Bildner des Volkes. Karl als Kriegsheld. Karls Regierung ist ein ununterbrochener Kamps. Seiner Feldzüge zählt man nicht weniger als 52. Seine Umsicht, seine Tapferkeit, seine Ausdauer sind ebenso einzig wie die Blitzesschnelle, mit der er seine Feinde niederschmetterte. In Italien eroberte er das Langobardische Reich und ließ sich selbst zum Könige der Langobarden krönen. In der goldnen, mit großen Edelsteinen besetzten Krone der Langobarden befindet sich im Innern ein eiserner Reif. Dieser soll aus einem Nagel geschmiedet sein, der bei der Kreuzigung Christi gebraucht worden ist. Sie heißt deshalb die eiserne Krone. Im Domschatze zu Monza bei Mailand wird sie jetzt aufbewahrt. In Spanien eroberte Karl das Land von den Pyrenäen bis zum Ebro von den Arabern. Auf dem Rückwege wurde die Nachhut seines Heeres überfallen, und viele feiner Helden fanden den Tod. Unter diesen war der Ritter Roland, dessen Heldentaten und Untergang das franzö¬ sische und das deutsche Rolandslied besingen. Das Herzogtum Bayern machte er nach kurzem Kampfe zu einer Provinz des Fränkischen Reiches und teilte es in Grafschaften ein. In Ungarn machte er in langwierigen und heißen Kämpfen gegen die Awaren das Land bis zur Raab tributpflichtig. Da fielen uner-