96 Das Mittelalter. H'ippin der Kleine. (751—768.) Schon Karl Martell war in der That König der Franken, wenn auch nicht dem Namen nach, und als solcher traf er Ver¬ fügungen über fein Erbe. Sein Sohn Pippin der Kleine, feit 747 Lehnsherr des gesamten fränkischen Adels, schickte eine Gesandtschaft an den damaligen Papst Zacharias und ließ an¬ fragen, ob es gut fei oder nicht, daß derjenige, welcher die Last der Herrschaft trage, auch König heiße. Der Papst erwiderte, es scheine ihm besser, daß derjenige, welcher die Gewalt habe, König fei, als jener, dem feine königliche Macht mehr geblieben, und daß kraft apostolischer Autorität Pippin König werde. Auf diesen Be¬ scheid wurde Pippin zn Soisfons durch die Wahl aller Franken, durch bischöfliche Weihe und die Huldigung der Großen nach altem Brauche auf den Thron erhoben. Der letzte Merowinger, Chil- derich III., wurde in ein Kloster gewiesen. Im Jahre 754 rückte Pippin über die Alpen, um dem Papste Hilfe zu leisten gegen den Langobardenkönig A i stuIfr welcher in das Herzogtum Rom eingefallen war und den hl. Vater in feiner Hauptstadt bedrohte. Er entriß den Langobarden alles, was sie den Römern weggenommen hatten, und schenkte diese Landschaften dem Papste. Diese sogenannte „Pippinfche Schen¬ kung" begründete den Kirchenstaat und machte den Papst zu einem anerkannten weltlichen Fürsten. KarC bev Hroße. (768—814.) Als Pippin der Kleine im Jahre 768 starb, erbten die Herr¬ schaft seine Sohne Karl und Karlmann. Da aber Karlmann schon im Jahre 771 starb, wurde Karl, den die Geschichte mit dem Beinamen „der Große" geehrt hat, im Alter von neunund¬ zwanzig Jahren Alleinherrscher des großen Frankenreiches. Karls Kriege gegen die Sachsen. Im Jahre 772 begann Karl seinen Krieg mit den Sachsen, der mit Unterbrechungen 32 Jahre dauerte. Die Sachsen wohnten zwischen dem Niederrhein und der Niederelbe und zerfielen in mehrere Stämme, unter denen die Ostfalen und die Westfalen