120 Das Mittelalter. Weib und Kind an den Hof Richards II., des Herzogs von der Normandie, dessen Tochter Emma seine Gemahlin war. Der Dänen¬ könig Kannt der Große vollendete darauf im Jahre 1016 die Eroberung Englands, nachdem er in drei Kriegsjahren die ganze Ostküste in eine Wüste verwandelt hatte. Als seine Macht befestigt war, herrschte er nicht als Tyrann über die Engländer, sondern wie ein einheimischer Fürst; er ließ ihnen ihre Gesetze und Frei¬ heiten und zog die Dänen durchaus nicht vor. Auf Kanut den Großen folgten zwei seiner Söhne, beide sehr gewaltthätige Menschen, die durch ihre Grausamkeit den bittersten Haß erzeugten. Nach ihnen regierte Eduard III., Ethelreds jüngster Sohn, der im Jahre 1066 kinderlos starb. Kaum hatte er die Augen geschlossen, da trat sein Schwager, der Graf Harald von Essex, als König von England auf. Mit dieser Anmaßung aber war Wilhelm von der Normandie, der nächste Verwandte Eduards III., nicht zufrieden. Er schiffte sich mit 60000 Kriegern nach England ein, besiegte Harald in der Schlacht bei Hastings im Jahre 1066 und ließ sich auf dem Schlachtfelde zum Könige von England ausrufen. Wilhelm der Eroberer (1066—1087) war im Anfange ein milder Herrscher, vertrieb aber später viele Engländer von Haus und Hof, um seinen Kriegern Ländereien zu geben, und brachte allmählich auch alle Staats- und Kirchenämter in die Hände seiner Normannen. Sein Sohn und Nachfolger Wilhelm II. (1087—1100) regierte ebenso gewaltthätig wie sein Vater, bedrückte die Angelsachsen und die Kirche, hinderte z. B. die freien Wahlen der Bischöfe und verkaufte Bistümer für Geld. Als der hl. Anselm, der Erzbischof von Canterbury, sich diesem Eingreifen in die Rechte der Kirche wider¬ setzte, wurde er seiner Güter beraubt und aus dem Lande gewiesen. Erst im Jahre 1107 endigte der Jnvestiturstreit in England auf ähnliche Weise, wie einige Jahre später in Deutschland; der Papst Paschalis II. gestattete dem Könige, den Geistlichen den Lehnseid abzunehmen, wogegen die Investitur mit Ring und Stab aus¬ schließlich der Kirche verblieb. Unter Wilhelms II. Nachfolger Heinrich I. (1100—1135) kam die Normandie an England. Da dieser keine Söhne hinter-