Vaterländische Dichtungen. 229 „Was fällt, das fällt! Vorwärts durch Tod und Flammen!" Zwei brave Musketiere greifen zu. Der eine stürzt: „Versuch es du!" Doch auch der andre bricht zusammen. Nun fällt der Führer auch, wir müssen weichen, Ein Häuflein war der Rest, vom Feind umringt, Das schlägt sich durch, und es gelingt, Den Steinbruch endlich wieder zu erreichen. Da dachte keiner seiner eignen Wunde, Wer jetzt noch aufrecht stand in Nacht und Graus, „Die Fahne fehlt, holt sie heraus!" So scholl es laut von Mund zu Munde. Ein Halbzug wird zum Suchen ausgesendet Und — kommt nicht wieder, alle blieben tot, Uns bebt das Herz; allmächtiger Gott, Hast du dich zürnend gegen uns gewendet? „Freiwillige vor!" — Da blieb nicht einer stehen, Der noch sein heiß Gewehr in Händen hielt, Und sechs, die um das Los gespielt, Sehn in die Nacht hinaus wir gehen. — Zurück, vom Feind verfolgt, ein einz'ger kehrte, Der blutete, verhüllte fein Gesicht Und schwieg — die Fahne bracht' er nicht, Und keiner, keiner feinen Thränen wehrte. — Am andern Tag, so ließ Riccioti melden, Fand man die Fahne fest in starrer Hand, Zerfetzt, zerschossen, halb verbrannt Und unter Hausen toter Helden. — — Wenn wir nun ohne Fahne wiederkommen, Ihr Brüder allesamt, gebt uns Pardon! Verloren haben wir sie schon, Doch keinem Lebenden ward sie genommen. Julius Wolff.