— 113 — Noch litten Handel unb Industrie am meisten unter binnenländischen Zöllen unb burch die Accise an den Thoren ber Stäbte. Es galten im Innern Preußens 67 Zölle unb Tarife, unb fast alles, was in bie Stäbte gebracht würbe: Ei und Huhn, Kuh unb Kalb, Milch unb Butter — war accise- pflichtig. Da würben 18]8 alle Wasser-, Binnen- und Provinzialzölle aufgehoben unb ebenso bie Thoraccise beseitigt. Nun erst lernten sich bie Preußen als ein zusammengehöriges Volk betrachten. Die Hebung ber Volksbilbung blieb gleichfalls ein stetes Ziel ber preußischen Verwaltung. Die Seminare, auf benen die Lehrer ihre Vor¬ bereitung genoffen, mürben vermehrt unb bie Vorschriften ber allgemeinen Schulpflicht verschärft. Das höhere Schulwesen jeber Provinz würbe bem Provinzial-Schulkollegium unterstellt; bas niebere verwaltete bie Schulab- teilung ber Regierungen. Man begann jetzt schon im Auslanbe aufmerksam zu werben auf bas preußische Schulwesen unb meinte wohl: „Preußen ist bas Lanb ber Schulen unb Kasernen." Noch wichtiger würbe ber auf Preußens Anregung 1833 gegrünbete Zollverein. Mit biesem würbe bie Absperrung von Lanb zu Lanb gehoben. Es war jetzt auch möglich, sich gegen bas Auslanb, besonbers gegen Eng- lanb, bas uns mit seinen Waren übeschwemmte unb so unsere Jnbustrie am Aufschwünge verhinberte, burch Zölle abzuschließen. Auch war ber Zoll¬ verein ein Schritt auf bem Wege zur beutschen Einheit. X. Die Zeit des Ringens nach Einheit. 1. Friedrich Wilhelm IV. („Ich unb mein Haus wollen bem Herrn bienen/') Friebrich Wilhelm IV., ein Sohn Friebrich Wilhelms III. unb ber Königin Luise, würbe am 15. Oktober 1795 geboren. Er war mit vor¬ züglichen Geistesgaben ausgerüstet, bie unter ber sorgfältigen Pflege seiner Mutter sich reich entfalteten. Ein Grunbzug seines Charakters war echte Frömmigkeit, bie unter bem Drucke ber napoleonischen Frembherrschaft unb burch bie herrlichen Beweise Gottes in ben Jahren 1813 — 1815 sich noch vertiefte. Er nahm unter Leitung seines Vaters an ben Freiheitskriegen teil unb legte wicberholt Beweise feiner Unerschrockenheit ab. Sein Vater trug auch Sorge, baß ber junge Kronprinz frühzeitig in bie Staatsge¬ schäfte eingeweiht würbe. Bei seinem Regierungsantritt sprach Friedrich Wilhelin bie benkwürbigen Worte: „Ich will ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger unb barmherziger König sein unb mein Regiment in ber Furcht Gottes unb in ber Liebe ber Menschen führen." Aus bes Königs Regierungszeit sinb besonders bemerkenswert bie unermübliche Sorge für Kunst unb Wissenschaft, bie Anlage von Eisenbahnen, bie Einführung ber Telegraphie unb_ bie gewährte Staatsverfassung. Kunst und Wissenschaft während der Regierung Friedrich Wil¬ helms IV. Kunst unb Wissenschaft haben unter biesem Könige eine seltene Backhaus, Geschichtsbuch. q