— 203 — Als Friedrich der Streitbare, der letzte Babenberger, in einem Kriege gegen Ungarn gefallen war (1246), wollte Kaiser Friedrich II. das Herzog¬ tum Österreich als ein an das Reich fallendes Lehen einziehen. Aber die österreichischen Stände übertrugen das Land an Ottokar von Böhmen (1251), welcher dann auch durch Vermählung mit einer Schwester Friedrichs des Streitbaren sein Anrecht zu befestigen suchte. Zu dem Herzogtume Österreich erwarb er noch Steiermark, indem er die Ungarn, die den grössten Teil des Landes besetzt hatten, in einer Schlacht auf dem Marchfelde besiegte (1260). Endlich riss er, auf ein erkauftes Vermächtnis gestützt, auch die Länder des Herzogs von Kärnthen und Krain an sich (1270), ein Verfahren, wogegen der Bruder des verstorbenen Herzogs den Beistand Rudolfs anrief. Zwar hatte er sein Erbland Böhmen zu grosser Blüte erhoben und sich auch durch einen Kreuzzug gegen die heidnischen Preussen (1255) Verdienste um die Ausbreitung des Christentums erworben,1) aber während er den Bürger der Städte begünstigte, drückte er den Adel und machte sich besonders bei seinen österreichischen Vasallen durch Härte und Willkür verhasst. Empört darüber, dass man bei der Königswahl seine Stimme als die eines Nichtdeutschen ausgeschlossen hatte, erschien er nicht zur Huldigung und liess sogar gegen die Rechtmässigkeit der Wahl öffentlich Einsprache erheben. Ehe Rudolf etwas gegen diesen mächtigen Gegner unternahm, suchte er den Papst (Gregor X.) durch mancherlei Zugeständnisse (auf dem Concil zu Lyon und bei einer persönlichen Zusammenkunft zu Lausanne, 1275) für sich zu gewinnen und verzichtete auf die Mathildischen Güter und auf alle Rechte des Reiches im ganzen Umfange des Kirchenstaats. Dann sprach er über Ottokar nach dreimaliger Vorladung auf dem Reichstage zu Augsburg mit Zustimmung der Fürsten die Acht aus. Verbündet mit den Ungarn (Ladislaus IV.), den alten Feinden Ottokars, und mit dem Grafen Meinhard von Tirol, dessen Tochter mit Rudolfs Sohn Albrecht vermählt ward, rückte er gegen Wien und ging über die Donau, um in Böhmen einzufallen. Jetzt bequemte sich Ottokar zur Herausgabe der österreichischen Landschaften und nahm Böhmen und Mähren vom Kaiser zu Lehen (1276). Aber bald rüstete er von neuem zum Kriege und warb in Polen und Schlesien, ja selbst bei den Tartaren Hülfs- truppen. Da zog Rudolf, von einem Reichsheere und dem Könige l) Nach böhmischen Geschichtsquellen soll Ottokar auch die deutsche Krone angeboten worden sein. Vergl. Busson, Über einen Plan, an Stelle Wilhelms von Holland Ottokar von Böhmen zum römischen Könige zu wählen. 1868. — Böhmer, Regest. Additam. I. p. XV und Additam. IL p. 448. — Krön es, Die Herrschaft Ottokars II. in Steiermark. 1875.