I. Bilder aus der deutschen Geschichte. 1. Deutschland in früherer Zeit. Unser Vaterland heißt Deutschland. Es liegt inmitten der euro¬ päischen Staaten und wird deshalb auch wohl das „Herz Europas" genannt. Zur Zeit Christi Geburt reichten seine Grenzen von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen und von den Vogesen bis an die Weichsel. Fast das ganze Land war mit dichten Wäldern bedeckt, in denen Bären, Auerochsen, Elen- und Renntiere und anderes Wild hausten. Der Boden war meistens sumpfig. Auf nur wenigen lichten Stellen breiteten sich fruchtbare Felder und Wiesen aus. Den Ackerbau und die Hausarbeit besorgten die Frauen und das Gesinde. Die Lieblingsbeschäftigung der Männer war Krieg und Jagd. Der deutsche Knabe wurde schon früh durch Abhärtung und geeignete Leibesübungen zum tüchtigen Krieger und Jäger heran¬ gebildet; das Mädchen erhielt im häuslichen Kreise von der Mutter in allen Hausarbeiten, namentlich im Spinnen und in der An¬ fertigung der Leinwand die nötigen Unterweisungen. Die Kleidung der germanischen Frau war einfach. Im Sommer trug sie ein Linnenkleid ohne Ärmel und im Winter Pelzwerk. Das Familien¬ leben war gegründet auf Liebe, Friedfertigkeit, Treue und Keuschheit. Die Frau wurde geachtet und geehrt. Sie folgte ihrem Manne in den Krieg, trug ihm die Waffen nach und spornte zur Tapferkeit und Ausdauer im Kampfe an. Das Lob aus dem Munde der Frauen galt dem germanischen Krieger als hohe Auszeichnung. Die einfache Wohnung der alten Deutschen lag inmitten ihrer Besitzung. Mehrere Höfe bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden einen Gau. Irrt Verkehr miteinander zeigten unsere Vorfahren Gastfreund¬ schaft, Gefälligkeit, Freundlichkeit, Treue und Beständigkeit des Charakters. Die Religion der Germanen war ein einfacher Naturdienst. Die großartigen Erscheinungen in der Natur waren Gegenstand ihrer Verehrung. Sonne, Mond und Frühling wurden verehrt, insbesondere aber Wodan oder Gnodan, der den Sieg in den Schlachten verlieh. Geschichtsbilder für Mädchenschulen. 1