32 Dritter Zeitraum. 6. Friedrich krönt sich in Königsberg. Am Krönungstage, am 18. Januar 1701, setzte sich Friedrich mit eigenen Händen die goldene Krone auf sein Haupt. Er ließ sich also nicht von dem deutschen Kaiser zum König machen, vielmehr that er es selbst. Dann setzte er seiner Gemahlin die Krone ans und begab sich in feierlichem Zuge mit ihr in die Schloßkirche. Dort be¬ stiegen sie die Throne auf beiden Seiten des Altars. Nach der Predigt legte Friedrich die Krone und das Scepter *) von sich, kniete vor dem Altar nieder und betete. Hieraus empfing er die Salbung auf die Stirn und den Puls beider Hände; ebenso die Königin. Auf die kirchliche Feierlichkeit folgte im Schlosse ein festliches Krönungsmahl. Auch dem Volke wurde ein Fest bereitet. Zum Schluß aller Feierlichkeiten wurde im ganzen Lande ein Dank- und Bet- sest gehalten. f. Bedeutung der Erwerbung der Königskrone. Die Erwerbung des Königstitels war aber ein sehr wichtiges Ereignis. Durch diese Rang¬ erhöhung wurde den preußischen Königen das Ziel vorgeschrieben, ihr Land zu größerer Wichtigkeit unter den europäischen Mächten zu bringen. Friedrich der Große bezeugte dies selbst mit den Worten: „Der neue König von Preußen scheint zu seinen Nachfolgern zu sagen: „Ich habe euch den Titel erworben, macht ihr euch dessen würdig; ich habe den Grund zu eurer Größe gelegt." Dritter Zeitraum. Bon der Erhebung Preußens zum Königreich bis zur Gründung des neuen Deutschen Reiches, 18. Januar 1701 bis 18. Januar 1871. I. Friedrich I. als König, 1701 bis 1713. a. Der König unterstützt den Kaiser. Der König nannte sich Friedrich I. Das dem Kaiser gegebene Versprechen hielt er getreu. Die preußischen Truppen unterstützten den Kaiser im Kriege gegen die Franzosen elf Jahre lang. Sie nahmen an allen Hauptschlachten teil und zeichneten sich durch Tapferkeit aus. 1) Scepter ist ein kurzer, aus Gold und Silber gearbeiteter Stab. Bei feierlichen Gelegenheiten halten Kaiser und Könige das Scepter als Zeichen ihrer Macht und Würde in der Hand.