92 Vierter Zeitraum. 2. Kaiser Wilhelms Bestrebungen um das Wohl der Arbeiter Nach dem deutsch-französischen Kriege war Kaiser Wilhelm unaufhörlich 6e= muht, das Deutsche Reich zu sichern, den Frieden zu erhalten, für Preußens und für Deutschlands Wohl zu sorgeu. „Ich bin glücklich, wenn Preußens Volk glücklich ist", hatte der Fürst bei einer Gelegenheit schon im Jahre 1857 gesagt und war seitdem be¬ strebt, seine Landeskinder glücklich zn machen. Besonders warm schlug das Herz des Kaisers für das Wohl der Armen. Er sagte sich: „@o lange der Arme arbeiten kann, leidet er keine Not. Er ver¬ dient aber nicht soviel, um ein Vermögen zu ersparen. Was thut er, wenn er krank oder alt wird und nicht mehr arbeiten kann?" Auch dem ersten Ratgeber des Kaisers, dem Fürsten von Bismarck, lag das Wohl der Armen und Gedrückten am Herzen. „Geben Sie", so rief er beit Vertretern des Volkes zu, „dem Arbeiter, so lange er gesund ist, Arbeit, wenn er krank ist, Pflege, wenn er alt ist, Versorgung." Es wurde deshalb beschlossen: 1. die Arbeiter gegen Not durch Erkrankung und durch Unfälle zu sichern; 2. die Arbeiter im Alter zu versorgen. Diese beiden Pläne verkündigte Kaiser Wilhelm dem Volke als seinen drin¬ genden Wunsch. ^ 'ÄD kam im Jahre 1883 das Arbeiter-Krankenversicherungsgesetz und im Jahre 1884 das Arbeiter-Unfallversicherungsgesetz zu stände. Durch diese Ge¬ setze wurde also für die Arbeiter eine Versicherung gegen Not durch Krank¬ heit ober durch Unfälle eingerichtet. -L as dritte Gesetz, die Einrichtung der Alters- und Jnvaliditätsversicheruug, erlebte Kaiser Wilhelm nicht mehr. Aber der Ruhm bleibt ihm, durch diese Einrichtungen die Lage der besitzlosen Handarbeiter verbessert zu haben. 3. Seltenes Familienglück des KaifersWilhelml. Kaiser Wilhelms erstes Gefühl war allezeit: „Gott fei die Ehre!" Dafür war ihm und feiner Gemahlin von Gott ein seltenes Familienglück beschießen. Am 11. Juni 1879 feierte das Kaiferpaar die goldene Hochzeit. Im Jahre 1881 vermählte sich feer Enkel des Kaisers, Prinz Wilhelm, mit Auguste Viktoria von Schleswig- Holstein. Am 6. Mai wurde dem Prinzenpaar ein Sohn geboren. Mit dem tfreudenrufe: „Hurra! Vier Könige!" begrüßte Kaiser Wilhelm feinen Urenkel. 4. Lebensende des Kaisers Wilhelm. Aber im Jahre 1887 wurde dem greifen Kaiser schwerer Kummer bereitet. Sein einziger Sohn, der Krön- Prinz Friedrich Wilhelm, erkrankte an einem unheilbaren Halsleiden. Des Kaisexs hohe Gemahlin, die treue Landesmutter, lag krank darnieder. Sein geliebter Enkel, der zweite Sohn seiner Tochter Luise, der Prinz Ludwig von Baden, starb im blühenden Alter eines plötzlichen Todes. Da wurde des Kaisers