§ 12. Die Reformation und der Dreißigjährige Krieg. 143 schäften und Neapel erhob. Vier Kriege wurden zwischen den beiden Königen ausgefochten. Franz wurde im ersten Kriege nach mancherlei Wechselfällen bei Pavia geschlagen und gefangen (1525); er war ge¬ zwungen, im Vertrage zu Madrid auf alle Ansprüche zu verzichten. Diesen Vertrag aber erklärte Franz nach seiner Freilassung sür er¬ zwungen; mit dem Papste, Venedig und Florenz stiftete er einen Kriegsbund gegen Karl, der zum zweiten Kriege (1527/29) führte. Bei Neapel aber unterlagen die Franzosen wiederum, und Franz mußte zu Cambray wieder verzichten. Bald darauf wurde Karl in Bologna zum römischen Kaiser gekrönt (1530). Das war die letzte Kaiserkrönung. Die Siege Karls blieben für die Reformation nicht ohne Bedeutung. Auf dem Reichstage zu Augsburg (1530) reichten die Protestanten die von Melanchthon verfaßte „AugsburgerKonfession" ein, die Katholiken legten eine Gegenschrift vor. Im Reichstagsabfchiede aber forderte der Kaiser die Unterdrückung der Neuerungen binnen sechs Monaten; diese Forderung wurde von den protestantischen Fürsten mit dem Schutz- und Trutzbündnis zu Schmalkalden beantwortet. Die Türken¬ gefahr zwang Karl zum Nürnberger Religionsfrieden (1532), durch den die Ausführung des Reichstagsabfchiedes von Augsburg bis zu einem allgemeinen Konzil verschoben wurde. In Deutschland ent¬ stand jetzt eine vorläufige Ruhe, die nur durch die Wiedertäufer- bewegung in Münster auf kurze Zeit gestört wurde. In ihren Anfängen greift die Täuferbewegung in die Zeit weit vor der Refor¬ mation zurück. Sie steht in Verbindung mit der Bewegung der Waldenser in Frankreich, der Hussiten in Böhmen, und sie zeigt Verwandtschaft mit der deutschen Mystik. Seit 1525 gewann die ganze Bewegung in der Wiedertaufe ein gemeinsames Kennzeichen. Unter dem protestantischen Prediger Rottmann und Jan Matthys aus Haarlem begründeten sie zu Münster in Westfalen ihr „Reich Gottes auf Erden". Sie wußten das Stadtregiment an sich zu reißen (1534), vertrieben den Bischos und richteten unter Jan Matthys ihren kommunistischen „Musterstaat" ein. Die sofortige Einschließung Münsters durch die bischöflichen Truppen hinderte die weitere Aus¬ breitung der gefährlichen Bewegung. Nachdem Jan Matthys im Kampfe gefallen war, erklärte sich Jan Bockelson aus Leiden als „Johann der Gerechte zum König des neuen Israel" und führte nach alttestamentlichem Vorbilde ein Regiment, das religiösen Fanatismus, blutige Grausamkeit, üppige Pracht und schamlose Wollust zu einem widerwärtigen Ganzen vereinigte. Der vereinigten Macht des Bischofs, Philipps von Hessen, des Erzbischofs von Köln und des Herzogs von