108 sein werde. Um Apollon recht zu gewinnen, schickte er ihm über¬ mäßige Geschenke, die uns einen Begriff von seinem ungeheueren Reichtums geben. Es waren 117 Goldplatten, so groß und dick wie Ziegelsteine, ein goldener Löwe, ein großes goldenes und ein silber¬ nes Trinkgeschirr, vier silberne Fässer, ein goldenes und ein silber¬ nes Gießbecken, zwei goldene Schüsseln, eine goldene Bildsäule und das Halsband und der Gürtel seiner Frau. Außerdem opferte er ihm zu Hause auf einmal 3000 Stiere. Das Orakel antwortete ihm: „Wenn du die Perser angreifst, so wirst du ein großes Reich zu Grunde richten." Eine meisterhaft zweideutige Antwort; denn wer sagte ihm, ob das große Reich Per¬ sien oder Lydien sei? Aber Krösus merkte das nicht, sondern freute sich sehr, daß er Persien bezwingen werde. Er beschenkte in seiner Freude alle delphischen Priester uud fragte bei der Gelegenheit die Pythia, ob er sich lange in seiner Herrschaft behaupten werde. Auch hierauf antwortete sie ihm sehr zweideutig: „So lange, bis ein Maultier einmal die Meder beherrscht." — „Nun," sprach er, „dann bin ich sicher; ein Maultier wird doch nicht König von Medien werden!" — Aber das Orakel konnte den Cyrus damit meinen, der der Sohn einer Mederin und eines Persers war und also mit einem Maultier verglichen werden konnte. Geschwind rüstete nun Krösus sein Heer und zog bis ins Land der Perser, alles verwüstend. Endlich kam Cyrus und — siegte. „Schlimm." dachte Krösus; „aber das zweite Mal soll es schon besser gehen. Jetzt willst du nach Sardes — so hieß seine Hauptstadt — zurückgehen und nächstes Frühjahr mit stärkerer Mannschaft wiederkommen." — Gesagt, ge¬ than ! Zugleich schickte er an alle seine Bundesgenossen und ließ ihnen sagen, in einem halben Jahre möchten sie doch kommen unb ihm beistehen. Aber so lange wartete ber umsichtige Cyrus nicht; er machte sich rasch auf unb folgte bem Krösus nach. Plötzlich er¬ schien er vor Sarbes, schlug ben Krösus noch einmal unb bemäch¬ tigte sich ber Stabt. Krösus würbe gefangen. Was nützte ihm nun fein ganzer Reichtum, welchen Vorteil brachten ihm bie teuer erkauften Orakelsprüche? Obenbrein ließ ihn Cyrus in Ketten auf einen hohen Scheiterhaufen setzen unb befahl, ihn zu verbrennen.