richt von der Niederlage seines Heeres erhielt, rief er, untröstlich die Hände ringend: „Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Zum Zeichen seiner Trauer ließ er sich Bart und Haare lang wachsen. In ganz Rom ent¬ stand die größte Bestürzung, und die Furcht vor den Deutschen war so groß, daß der Kaiser nur mit Mühe ein neues Heer gegen sie zusammenbrachte. 3. Hermann und Germanikus. er römische Kaiser übertrug seinen: Enkel Germa¬ nikus den Oberbefehl über das neue Heer und schickte ihn im Jahre 14 nach Christi Geburt nach Deutsch¬ land, die erlittene Niederlage des Varus und seiner Legionen zu rächen. Germanikus drang auf verschiedenen Wegen in Westphalen ein, theils von der Nordsee und Ems auf kleinen Schiffen, welche mit Soldaten bemannt und mit Lebensrnitteln beladen waren, theils vom Niederrhein her, wo durch die sumpfigen Gegenden lange Dämme, Brücken und Knüppelwege angelegt waren. Sein Heer war wenig¬ stens noch einmal so stark, als das des Varus. Die erste That, die er mit demselben vollbrachte, war indeß nicht rühmlich; er nahm Hermanns Gemahlin Thusnelda gefangen und ließ sie nach Rom führen, wo sie auch in der Gefangenschaft gestorben ist. Durch den Raub seiner Gattin wurde Hermann zu heftiger Wuth entstammt. Er eilte durch das Cheruskerland und rief das Volk zu den Waffen. „Das ist ein tapferer Feldherr", sprach er, „der ein schwaches Weib wegschleppt; vergesset nicht die Ruthen und Beile, die ihr zwischen dem Rheine und der Weser gesehen habet; gedenket an die Tage, wo wir drei Legionen und ebensoviel Feldherren über die Grenzen unseres Reiches trieben." Germanikus zog mtt seinem Heere heran gegen die Weser. Auf der 2ßal)l)tatt,_ wo Varus mit seinen Legionen geschlagen worden war, fand er noch viele Leichen der Gefallenen unbeerdigt. traurig bestatteten die Römer die Ueberbleibsel des unglücklichen