— 32 — Christen mar, lebten die meisten deutschen Ritter in Asien. Als aber Palästina den Christen wieder entrissen wurde, kehrten sie nach Europa zurück und wandten das Schwert, das sie bisher in Asien mit so vielem Ruhme gegen die Ungläubigen geführt, gegen die Heiden, die im Osten des deutschen Reiches wohnten. Zweihundert Jahre waren verflossen, seit der heilige Adalbert in Preußen den Martyrertod erlitten hatte, und noch immer hingen die Einwohner dieses Landes an ihren Götzen. Ihr Gebiet umfaßte den Theil der heutigen Provinz Preußen, der östlich von der Weichsel liegt. Von den benachbarten Ländern hatten Pommern und Polen das Christenthum längst angenommen; im Norden, in Lies- land und Curland hatte ebenfalls der christliche Glauben festen Fuß gefaßt. Preußen war das einzige Land in Europa, das nur von Heiden bewohnt war. Von ihnen hatte der Polenherzog viel zu leiden. Einmal verbrannten sie ihm sogar die Hauptstadt seines Landes. In dieser Bedrängniß wandte sich der Herzog an den deutschen Ritterorden um Hülfe. Er, der Kaiser und der Papst versprachen dem Orden alles Land, das er den Herden abgewinnen würde, als sreies Eigenthum. Da zogen int Jahre 1228 dreißig Ritter und hundert bewaff¬ nete Kriegsleute dem Polenherzoge zu Hülfe. Zahlreiche Zuzüge verstärkten bald nachher die kleine Schaar. Rasch hatten die Ritter die Gegend mit rechten Weichselufer er¬ obert und legten überall feste Burgen an. Diese Burgen erwuchsen bald zu Städten, die durch deutsche Handwerker und Bauern, welche sich hier niederließen, bevölkert wurden. So entstanden Thorn, Kulnt, Marienwerder. Eine der mächtigsten Völkerschaften der Preußen waren die Samländer, welche zwischen dem Pregel, dem frischen und kurischen Haffe wohnten. Sie hatten bis¬ her alle Versuche der Ordensritter abgewiesen und ein gegen sie gesandtes Heer in die Flucht geschlagen. Da erschien 1255 das größte Kreuzheer, das je in Preußen gesehen worden. Ottokar, König von Böhmen, vereinigte sich mit den Ordensrittern und betrat an der Spitze von