— 98 — 1792- 5. Der Nationalkonvent. 1792—1795. 1795 a) Ausrufung der Republik, Hinrichtung des Königs. Infolge der Beschränkung der Wahlfreiheit durch die Septembermorde wurden nur noch Republikaner zu Abgeordneten gewählt. Der National¬ konvent, die neue Volksvertretung, versammelte sich in den Tuilerien, um über das Schicksal des Landes und des Königs zu entscheiden. Er zerfiel in drei Gruppen: die Rechte umfaßte die Girondisten, die Linke die Jakobiner oder den Berg, in der Mitte saßen die Unentschiedenen, die 1792 Ebene (la plaine). Seine Tätigkeit begann er am 21. September 17 9 2 mit der Erklärung, daß Frankreich fortan eine Republik sei. Um die Wiederherstellung der Monarchie zu verhüten, erstrebten die Jakobiner des Königs Tod und klagten ihn des Landesverrats an, denn er habe fremde Truppen ins Land gerufen. Das souveräne Volk sei sein natürlicher Richter, da seine Unverletzlichkeit in einer Republik keine Gültig¬ keit mehr habe. Die Girondisten widersetzten sich dem Königsmorde und verlangten, es solle das Urteil des Nationalkonvents den Wählern zur Be¬ stätigung vorgelegt werden, in der Hoffnung, die Mehrheit des Volkes werde das Leben Ludwigs retten. Keine Minderheit kann herrschen ohne Einschüchterung. Die Jakobiner regten daher die Arbeiter der Vor¬ städte auf und hielten den Sitzungssaal vollständig belagert. So wurde zunächst die Frage, ob „Louis Capet" des Hochverrats schuldig sei, trotz der Verteidigung von Tronchet, Malesherbes und de Seze einstimmig bejaht, die Berufung an das Volk mit überwiegender Mehrheit abgelehnt und schließlich die sofortige Hinrichtung mit 361 gegen 360 Stimmen be- 1793 schlossen. Am 21. Jauuar 1793 schritt Ludwig XVI. festen Schrittes zum Schafott und legte das Haupt unter die Guillotine1). Die Folgen der Hinrichtung Ludwigs XVI. waren im Innern ein Aufstand der königstreuen Vendee und Bretagne, nach außen eine „Koalition" fast aller europäischen Staaten gegen Frankreich. Die Leitung beider Kriege übernahm ein Ausschuß des Konvents, der Wohlfahrtsausschuß, und zur Aburteilung der „Verräter" und „Aristo¬ kraten" wurde ein Revolutionstribunal eingesetzt. Fast alle Angeklagten fanden ihren Tod durch die Guillotine. Sturz der Gironde. Der Krieg war inzwischen von den Verbün¬ deten ohne Kraft und mit geringen Streitkräften geführt worden. Daher eroberten die Franzosen unter Führung Dumouriez' die österreichischen Niederlande und Mainz. Als aber Dumouriez im nächsten Jahre zurückgedrängt wurde und dem Treiben der Pariser Revolutionsmänner ein Ende machen wollte, meuterte sein Heer, und er mußte zu den Österreichern flüchten. *) Sie war ein Fallbeil, das den Namen von dem Arzte und Abgeordneten Guil- lotin hat.