— 165 — vor und gewannen Fühlung mit der I. Armee. Den Oberbefehl über die gesamte Streitmacht (221000 Mann) übernahm jetzt König Wilhelm I. Benedek, der mit 215000 Mann bei Königgrätz eine feste Stellung 1866 eingenommen hatte, entschloß sich, gegen die I. Armee eine Entscheidungs¬ schlacht zu schlagen. Auf die Kuude hiervon befahl der König den Vor¬ marsch der Truppen, in der Hoffnung, daß der Kronprinz rechtzeitig ein¬ greifen werde. Trotz ihrer trefflichen Führung und des Zündnadelgewehrs hielten sich am 3. Juli die I. Armee und die Elbarmee mit Mühe in den Waldungen südlich und östlich von Sadowa, bis um 2 Uhr der Kronprinz die Gegner in Flanke und Rücken angriff?) Seine Garde erstürmte den Schlüssel der feindlichen Stellung, das Dorf Chlnm. Um 3 Uhr waren auch die Sachsen geworfen. Folgen. Die Schlacht bei Königgrätz entschied den Krieg. Erst unter den Mauern von Olmütz konnte Benedek die geschlagene Armee wieder sammeln. Als aber Prinz Friedrich Karl Brünn besetzte, fürchteten die Österreicher, abgeschnitten zu werden, und räumten auch Mähren. Die Preußen rückten bis in die Nähe von Wien vor. Inzwischen hatten die Österreicher trotz ihrer geringeren Zahl die Italiener zu Lande bei Custoza/) zur See bei Lissa besiegt. Da aber 1866- ihre Erfolge im Süden durch die Niederlagen im Norden zunichte gemacht wurden,3) so trat Kaiser Franz Joseph, um Italien von Preußen zu trennen und um an Frankreich einen Bundesgenossen zu gewinnen, Venetien an Napoleon III. ab. Der französische Kaiser, völlig überrascht durch den unerwartet glänzenden Siegeszug der Preußen und auf einen Feldzug nicht genügend vorbereitet, übergab das Land sofort dem Könige Viktor Emanuel und suchte Italien von Preußen zu trennen und den Frieden zu vermitteln. Zu seinem Ärger blieb Viktor Emanuel dem preußischen Bündnisse treu. Am 22. Juli wurde Waffenstillstand geschlossen. Auf die Nachricht hiervon mußte das letzte Treffen in diesem Kriege, bei Blumen au in der Nähe von Preßburg, abgebrochen werden. Friede zu Prag. Nachdem zu Nikolsburg, dem Hauptquartier des Königs von Preußen, Friedensvorbesprechungen stattgefunden hatten, bewirkte Bismarck, um die Einmischung Napoleons, der linksrheinische Gebiete und Luxemburg als Entschädigung („Kompensation") zu erlangen suchte, und um einen von Rußland vorgeschlagenen Kongreß abzuwehren, den für Öster¬ reich günstigen Frieden zu Prag. Österreich trat aus dem Deutschen Bunde aus, verzichtete zu Gunsten Preußens auf fein Anrecht auf Schleswig und Holstein, gab im voraus seine Zustimmung zu allen Veränderungen und Einrichtungen, die Preußen in Norddeutschland vornehmen würde, und zahlte 20 Millionen Taler Kriegskosten. — Sachsen trat in den Nord¬ deutschen Bund ein. J) Vergleiche die Schlacht bei Belle-Alliance. 2) südlich vom Gardasee, westlich von Verona. 3) Vergleiche die Völkerschlacht bei Leipzig am 16. Oktober 1813.