261 ein wenig mit den Lothringern, dann kam er sofort zurück und wählte mit größtem Eifer jenen zum Herrn und König; worauf der König ihm die Hand reichte und ihn neben sich Platz nehmen ließ. Dann wiederholten alle von den einzelnen Theilen des Reiches immer von- neuem denselben Wahlspruch: die Menge rief Beifall, alle waren in der Wahl des Königs mit den Fürsten eines Sinnes, alle verlangten den älteren Kuno; bei ihm verharrten sie, ihn zogen sie ohne Bedenken allen Machthabern vor, und ihn hielten sie für den der Königsgewalt würdigsten und verlangten, daß ohne Verzug die Weihe desselben stattfinde. Die vorher verwitwete Kaiserin Kunigunde brachte freudig die königlichen Insignien dar, welche ihr Kaiser Heinrich hinterlassen hatte, und bestätigte ihm die Herrschaft, so weit ihr Geschlecht es vermag. Ich glaube nun, daß dieser Wahl des Himmels Gunst nicht fehlte, da unter so vielen Männern von vorzüglicher Macht, so vielen Herzögen und Markgrafen neidlos und streitlos derjenige gewählt wurde, welcher an Herkunft und Tüchtigkeit und eignem Besitze niemandem nachstand, vom Reiche aber im Vergleich mit solchen Männern nur wenig Lehen und Amtsgewalt hatte. Der Kölner Erzbischof freilich und der Herzog Friedrich mit einigen anderen Lothringern zogen des jüngeren Kuno wegen, wie das Gerücht ging, vielmehr aber vom Teufel, dem Störenfried, aufge¬ stachelt, unversöhnt von dannen; doch wandten sie sich bald zur Huld des Königs zurück, diejenigen ausgenommen, welche das uns gemeinsame Loos des Todes vorher hinwegraffte, und nahmen feine Befehle bereitwillig ent¬ gegen; und der Erzbifchof Piligrim bat, wie um die frühere Schuld zu sühnen, den König um die Erlaubniß, in der Kirche zu Köln die Königin weihen zu dürfen?) Wahrhaftig mit Gottes Willen wurde der erwählt, in dem Gott selbst die Huldigung vorgesehen hatte, welche er als König später von den Menschen empfangen sollte. Denn er war ein Mann von großer Demuth, vorsichtig im Rathe, wahrhaft in Worten, wacker in Thaten, frei von allem Geize, der freigebigste aller Könige. Es konnte gar nicht ausbleiben, daß er ein Herrscher würde, und zwar der höchste, da ihm die Kraft größter Tugenden innewohnte. Denn da geschrieben steht:**) „Dem Ruhme geht die Demuth voran", ist er, dem die Königin der Tugenden eigen war, mit Recht den Ruhmreichsten dieser Welt vorangegangen. Nicht also ziemte es sich, daß derjenige einem Lehnsherrn hienieden hätte dienen sollen, dem der allmächtige Gott voraus bestimmt hatte, zu herrschen über alle. Als die Wahl beendigt war, eilten alle mit größter Freudigkeit den König nach Mainz zu geleiten, damit er dort die hochheilige Salbung empfange. Sie gingen frohen Sinnes, die Geistlichen sangen |>fymnett,_ die Laien stimmten Lieder an, beide auf ihre Art. Solchen Preis hat meines Wissens Gott von den Menschen an einem Tage und an einem Orte noch nicht empfangen. Wäre Karl der Große mit seinem Scepter leibhaftig erschienen, so wäre das Volk nicht fröhlicher gewesen, und es hätte sich nicht mehr über eines so großen Mannes Wiederkunft freuen können, als über dieses *) Gisela, die Gemahlin Konrads, Wittwe Ernsts von Schwaben, galt in den Augen des Bischofs Aribo u. a. nicht als rechtmäßige Gattin, da sie dem Könige zu nahe verwandt war. Sch. **) Sprüche Sal. 15, 33.