§ 8- 13 Auf die weitere Entwickelung der Israeliten gewann nunmehr die § 8. Cultur Einfluss, welche inzwifchen von ihren Stammesgenossen am Eu¬ phrat ausgebildet worden war und durch die Phönicier weiter fortge¬ pflanzt wurde. Die Völker im Becken des Euphrat und Tigris [Geogr. Z. E. § 112] Semiten: Elamiten, Babylonier oder Chaldäer. Assyrer, Syrer (in Mefopotamien). Schon im dritten Jahrtaufend Anbau und zahlreiche Städte unter Königen. Am wichtigsten das Reich Elam (Suilana), Chaldäa demfelben zeitweife unterworfen. Im zweiten Jahrtaufend Chaldäa felbstftändig, bedeutendste Stadt Babel (Babylon): altbabylonifches Reich. Kämpfe mit dem Reich Assur (Assyrien, Städte Nineve u. a.; fagenhafte Königin Semiramis). Cultur. Befonders in Babylonien blühender Ackerbau mit Regelung und Benutzung der Ueberfchwemmungen des Euphrat und Tigris durch Dämme, Canäle und Refervoirs; Ziegelbau, Kunst¬ töpferei, Buntwirkerei, Salbenbereitung-, Handel mit Syrien und Arabien (Arome). — Religion Polytheismus. Oberster Gott in Babylon El, in Assyrien Assur; Bel der Herr des Himmels [vergl. § 5]*, Flutfage [vergl. § 1]. 7 Planetengeister, die Ver¬ künder des Willens der Götter: Sonne, Mond und Merkur un- entfchieden; Venus [Bilit oder Istar] und Jupiter glückbringend; Mars das kleine, Saturn das grofse Unheil. Ihre Bann, der Thier¬ kreis, in 12 Stationen oder „Häufer“ getheilt. Jedem Planeten gehörte ein Wochentag [vergl. die Namen der Wochentage im Lateinifchen und Franzöflfchen], Da man alle Veränderungen in der irdifchen Natur von Veränderungen am Himmel begleitet fah, fo hielt man diefe für die Urfache jener. Hieraus entwickelten die chaldäifchen Priester (Chaldäer im engeren Sinne) die Astro¬ logie: fie unternahmen es, in den Constellationen des Himmels den Willen der Götter zu erkennen und nach ihnen die passende Zeit zum Beginn jedes Gefchäfts, jedes Unternehmens zu beftimmen, ja aus der Stunde der Geburt das Schickfal des Lebens vorherzu- fagen (Horoskop'. Die Priesterfchaft erblich (der Sohn frühzeitig vom Vater unterrichtet), auch im Belitz alles fonstigen Wissens. Keilfchrift, mit einem kantigen Griffel auf Thonplatten oder Thoncylindem (genauer Prismen) eingedrückt, welche dann ge¬ brannt wurden; urfprünglich eine Bilderfchrift, dann zu einer Bild¬ zeichen- und Silben fchrift abgekürzt. Hauptwissenfchaft die Mathematik (nebst Astronomie, Jahr von SGS1^ Tagen): die Chaldäer lind die Urheber unferer Zeit- und Kreiseintheilung, fowie des ersten planmäfsigen Mafs- [Grundlage eine Elle von 525 mm, 1 Fufs = 3/s Elle] und Gewichtfystems [Grundlage ein Kubikfufs Wasser! mit Duodecimalzählung (Hauptzahl 60); Zahlmittel Gold¬ oder Silberftücke, welche auf ein beftimmtes Gewicht abgewogen waren [kleinste Stücke die Schekel ä 1/so Pfund], Dies System dann durch die Phönicier weiter verbreitet. Baukunst: thurm¬ ähnliche Tempel (zugleich Sternwarten1), am gröfsten der Bel¬ tempel zu Babylon | welcher aber unvollendet blieb und verfiel, 1. Mof. 11, 1—9]; jetzt nur noch unförmliche Trümmerhügel. *) *) Z. B. der Birs Nimrud bei Babylon, Langl 9.