A. Griechische Götter- und Heldensagen. Einleitung. Die alten Griechen bewohnten schon vor mehr als 3000 Jahren den südlichsten Teil der Balkanhalbinsel. Sie haben im Laufe vieler Jahr¬ hunderte vor Christi Geburt nicht nur ihr kleines Land mächtig gemacht, sondern auch auf allen Gebieten menschlichen Könnens und Wissens viel Schönes geschaffen. So kam es, daß das große und mächtige Römer¬ volk, als es die Länder der Griechen eroberte, ihre Kunst und Wissen¬ schaft übernahm, und daß später alle anderen europäischen Völker, auch die Deutschen, viel aus ihren Werken gelernt haben und heute noch lernen. Freilich hat es lange gedauert, bis die Griechen so geschickt und klug wurden und in prachtvollen Städten als ein kunstfertiges und zugleich kriegerisches Handelsvolk wohnten. Aber auch schon in den ältesten Zeiten, ehe sie noch den Gebrauch des Eisens kannten und vom Lesen und Schreiben etwas wußten, freute fie nichts so wie Kampf und Ge¬ sang. Konnten sie nicht auf Krieg und Ebenteuer ausziehen, so er¬ götzten sie sich daheim an Kampf- und Wettspielen. Fast ebensogern aber saßen sie in der Halle der Männer beim leckeren Mahle und lausch¬ ten dem Sänger, der ihnen von dem Walten, Tun und Treiben der Götter, von den Schicksalen ihrer Vorfahren und den Taten verstor¬ bener Helden erzählte. Sie wurden nicht müde, immer wieder zu hören, wie kühn und tapfer, wie klug und verschlagen ihre Ahnen gewesen seien. Die Lieder und Sagen von Göttern und Helden vererbten sich vom Vater auf den Sohn uud vom Sohn auf den Enkel, und es gab wohl keinen Griechen, der nicht viele davon kannte und wiederzuerzählen wußte, lange bevor man daran dachte, sie aufzuschreiben.