- 25 — In Rom feierte Titus seinen Sieg durch einen glänzenden Triumphzug, in dem die werthvollsten Tempelgeräthe, der goldene Leuchter, der goldene Tisch u. a. als Siegestrophäen zur Schau getragen wurden; lange in einem der Friedensgöttin geweihten Tempel verwahrt, gingen diese Schätze hei einer spätem Plünderung der Weltstadt verloren. Dem Siegeswagen voran gingen die durch Körperkraft und Schönheit ausgezeichneten Jünglinge Judäas, unter ihnen Simon har Giora, welcher alsbald unter dem Jubelgeschrei des Volkes erst gegeisselt und dann nach rö¬ mischem Brauche auf dem tarpejischen Felsen getödtet wurde. Johann von Giskala, zu lebenslänglicher Gefangenschaft verurtheilt, starb im Kerker. Der römische Senat liess aus Dankbarkeit dem Titus einen Triumphbogen errichten, an dem die Abbildungen der Tempelgeräthe noch jetzt zu sehen sind. Auch eine Denkmünze wurde geprägt mit der Inschrift: Judaea capta (das eroberte Judäa). Nachdem auch die wenigen Festungen, welche, wie Masada, nach dem Falle Jerusalems unter dem Zelotenführer Eleasar ben Jair hartnäckigen Widerstand geleistet hatten, durch die Landpfleger Bassus und Silva genommen und die Besatzungen niedergemacht worden waren, wurde ganz Judäa bis auf das Städtchen Emmaus verkauft und sämmtlichen Juden des römischen Reiches eine Kopfsteuer auferlegt, die den Namen: „der jüdische Fiscus“ erhielt. Dritter Abschnitt. Ton der Auflösung des jüdischen Staates Ms zum Abschlüsse des babylonischen Talmud (70—500). § 1. R. Jochanan ben Sakkai. Judäa war unterworfen, die letzte Selbständigkeit war gewichen, und die Juden hörten auf eine selbständige politische Nation zu bilden; gleich Heimat¬ losen wanderten sie in die verschiedenen Länder. Sie waren besiegt und unter¬ jocht, aber nicht vernichtet; sie erhielten sich durch die Religion, welche das einigende Band um sie schlang und ihnen Kraft und Ausdauer gewährte in den Kämpfen, welche sie durch 1800 Jahre ihres Glaubens wegen zu bestehen hatten. Mit der Auflösung des jüdischen Staates und mit der Zerstreuung über die ganze Erde, traten die Juden ihre weltgeschichtliche Mission an, den Völkern die Ein¬ heit Gottes zu verkünden und die erhabenen Ideen des Judenthums zum Gemein¬ gut der Menschheit zu machen. Mitten in den Stürmen des Krieges suchten Männer des Geistes durch die Erhaltung des Judenthums und die emsige Pflege der jüdischen Lehre der Nation ihre Zukunft zu sichern. Der Mann, der durch die Richtung, die er dem tief¬ gebeugten Volke vorzeichnete, der Retter und Regenerator des Judenthums wurde,