— 39 — Luther setzt seine Zuversicht auf Gott; der wird's machen, wie es recht ist, und meine Sache sichren, wie sie's verdient. Die Freunde Luthers zeigen Zutrauen zu seiner reinen und heiligen Absicht und Achtung vor dem Geist und Mut, mit dem der Mönch das Werk der Kirchenverbesserung beginnt. Die Gegner Luthers (Tetzel und Prierias) stehen auf dem falschen Standpunkt: Der Papst ist der alleinige Herr über die Kirche und den Glauben der Christen; die Kirche ist darum unfehlbar und unver¬ besserlich (d. h. vollkommen); wer eine Einrichtung des Papstes tadelt, ist ein Ketzer. Zur Verkündigung dieser Lehre werden sie zwar durch Gewinnsucht und Ehrgeiz getrieben, aber im Grunde sprechen sie doch nur die wirkliche Meinung der Päpstlichen aus. Der Papst zeigt sich in seinem ersten Urteil kurzsichtig (nur Mönchsgezänk), in seinem zweiten auch leichtsinnig (Meine Macht ist so unerschütterlich, daß man sie nur im Rausche anzutasten wagen kann). — Zusammenfassung. Zweites Stück. Vorladung Luthers nach Mom. Ziel: Der erste Schritt des Papstes gegen Luther. I. Bis jetzt war der Kampf nur ein Kampf von Gedanken und Worten. Papst und Kirche haben noch nicht amtlich gesprochen und gehandelt. Was wird aber geschehen, wenn der allmächtige Papst selbst den zum blinden Gehorsam verpflichteten Mönch mit seinem Gebot oder seiner Drohung antastet? Erinnerung an die Vorladung des Kaisers Heinrich IV. nach Rom. Kann der Mönch so antworten wie der Kaiser? II. Lesen des Stückes. Zur Erklärung des Textes. .,Eure Heiligkeit" = übliche Formel für die Anrede des Papstes (vergl. Eure Majestät). — „Bischof von Brandenburg" = der nächste Vorgesetzte Luthers. — „Ketzergericht" = weil es sich um eine Anklage wegen Ketzerei handelte. — „Sohn der Bosheit" = ein durchaus böser Mensch, dessen Mutter gewissermaßen die Bosheit selbst ist. Zur Erläuterung. Warum schrieb Luther an den Papst? Er möchte ihn überzeugen, daß er es in den Thesen gut mit der Kirche gemeint hat, und ihn da¬ durch bewegen, als sein Beschützer aufzutreten. Welcher Satz des Brieses ist der wichtigste: Ich unterwerfe mich auch dem Todesurteil, aber ich widerrufe nicht. —Warum beschloß das Ketzergericht die Vorladung? Es war das sicherste Mittel, Luther zum Schweigen zu bringen; denn entweder konnte man ihn durch Kerker und Folter zum Widerruf zwingen oder den Hartnäckigen für immer im Kerker verschwinden lassen oder sonstwie bei Seite bringen. Warum wollte sich Luther nicht in Rom stellen? (Lebensgefahr,