— 41 — Hause geblieben. Sein Nachfolger Friedrich III. kümmerte sich fast gar nicht um des Reiches Wohl. Friedrichs Sohn und Nachfolger Maximilian I. (1493—1519) machte 1495 auf dem Reichstage §u 1495. Worms durch Einführung des ewigen Landfriedens dem Unwesen des Faustrechts ein Ende. Zur Schlichtung der Streitigkeiten der Reichs¬ glieder untereinander setzte er das Reichskammergericht ein und teilte Deutschland in 10 Kreise. Unter ihm trennte sich die Schweiz ganz vom deutschen Reichskörper. Zur Förderung des Handels und Ver¬ kehrs führte Maximilian das Postwesen in Deutschland ein. Persönlich zeichnete er sich durch alle ritterlichen Tugenden aus. Mutig folgte er der flüchtigen Gemse auf die steilsten Alpenhöhen, tapfer verteidigte er Deutschlands Ehre gegenüber französischer Prahlerei. Künsten und Wissenschaften war er ein eifriger Freund. Um all dieser Tugenden willen nennt man ihn wohl auch „den letzten Ritter". Mit ihm schließt das Mittelalter. XIII. Die Reformation. (Vergl. Kursus I, Seite 28—36.) 1. Vorläufer der Reformation. 1. Welche Zustände in der christlichen Kirche sich entwickelt hatten. Im Lause der Jahrhunderte hatte die christliche Kirche allmählich ihre ursprüngliche Reinheit eingebüßt. Der Papst wollte als Stellvertreter Gottes angesehen sein; sein Wort sollte als unfehlbar gelten; er maßte sich eine ihm nicht gebührende Macht an und mißbrauchte sie zu Bann und Interdikt. Die Geistlichkeit lebte in Unwissenheit, Weltlust und Sittenlosigkeit dahin und gab dem Volke ein böses Beispiel. Dazu war der Kirche auch die innere Reinheit verloren gegangen; denn Irr¬ lehren und Mißbrauche hatten sich in dieselbe eingeschlichen. Man ver¬ bot den Laien, die Bibel zu lesen, und entzog ihnen den Kelch im Abendmahl; man forderte Anbetung der sogenannten Heiligen und Ver¬ ehrung ihrer Reliquien (= Überreste); man lehrte, nach dem Tode komme die Seele ins Fegefeuer, aus dem sie durch Seelenmessen (= bezahlte Gebete der Priester) erlöst werden könnte. Schon aus Erden gewährte man für Geld Ablaß (= Erlaß der irdischen und himmlischen Strafen für begangene Sünden). Das gewöhnliche Volk lebte in entsetzlichem Aberglauben dahin. Eine Folge desselben waren Hexenprozesse. Hexen nannte man Personen, von denen man meinte daß sie mit dem Teufel ein Bündnis geschlossen, ihm ihre Seele ver¬ kauft und dasür von ihm übernatürliche Macht empfangen hätten um anderen Böses zu tun. Mit unmenschlicher Grausamkeit verfuhr 'man gegen die Armen, um ein Geständnis aus ihnen herauszupressen; zuletzt war der Tod auf dem Scheiterhaufen ihr Los. So machte sich all¬ gemein der Wunsch nach einer Reformation geltend. 2. Wo man zuerst den Schäden der Kirche entgegentrat. Ein Vorläufer^ der Reformation war Petrus Waldus, welcher um das -vsahr 11/0 lebte und ursprünglich Kaufmann in L^on war 3ur 1170 Predigt des Evangeliums unter dem Volke gründete er einen aposto- Kunze, Lernstoff für Kinder. II. Heft 2. 6