§ 94. Das weströmische Kaisertum. Das oströmische. 257 als Christen aufspüren. Alle Bewohner der Städte wurden vorgerufen, um den Götzen zu opfern. Alles Fleisch, das verkauft wurde, wurde mit Opferfleisch vermischt; an allen Straßenecken waren Götzenbilder auf¬ gestellt und Glutpfannen davor, in welche die Vorübergehenden Rauch¬ werk werfen mußten. So war es gar nicht möglich für einen Christen, in Gesellschaft anderer zn leben, ohne verraten zu werden. Ebensowenig konnten aber so viele Tausende von Einsiedlern nebeneinander leben, ohne vom Wunsche beseelt zu werden, unter erprobter Leitung gemeinsam eine höhere Vollkommenheit zu erreichen. Diese gemeinschaftlichen Wohnungen, in denen alles nach einer bestimmten Regel geschah, nannte man CS ö= nobien, und bereu Bewohner Cönobiten (gemeinschaftlich Lebende) oder Mönche (einsam Lebende). Im Abendlande nannte man solche Häuser Klöster (claustra, geschlossene Häuser). Der Vorsteher der Mönche hieß Abt (Abbas, Vater). Die Mönche waren ursprünglich Laien und keine Priester. Die Frauen nannte man mit einem ägyptischen Ansdrncke: Nonnen (unversehrte Jungfrauen). Der hl. Athanasius errichtete 340 das erste Franenkloster in Rom. Schon frühe wandten sich die Klöster zur Pflege der Wissenschaft und zur Erziehung der Jugend hin. 4. Der hl. Athanasius, mit dem Beinamen: der Große, war Patriarch von Alexandria und der gewaltigste Bekämpfer des Arianis¬ mus, weshalb er auch von den Arianern verfolgt lmtnriißhanbett wurde; t 373. annes Ehrysvstomns (Goldmund) glänzte am Hofe zu Konstantinopel durch seine Beredsamkeit^, wie durch die Unerschrockenheit, womit er die schlechten Sitten bekämpfte; f 407. Eusebius, der sich selbst einen Freund des Märtyrers Pjt mp hi Ins nannte, war vielleicht der gelehrteste Mann seiner Zeit. Ihm verdanken wir insbesondere eine Geschichte der drei ersten Jahrhunderte der christlichen Kirche, ohne die uns vieles dunkel und selbst ganz unbekannt wäre. Er war Bischof von Cäsar Sa und ein Freund und Biograph Konstantins d. Gr.; f 338. Noch sind in der morgenländischen Kirche hervorzuheben: der hl. Ba¬ silius d. Gr., Bischof von Cäsarea in Kappadokien, f 378; der hl. Cy¬ rill von Jerusalem, f 386; der HL Gregor von Nazianz, f 389; der hl. Gregor von Nyssa, f 396. In der abendländischen Kirche lebten etwa um die nämliche Zeit Männer, die den vorgenannten würdig an die Seite gestellt werden können. Dem Ambrosius, Erzbischof von Mailand, wird der prachtvolle Lotigesang'Te Dcum laudamus zugeschrieben. Hieronymus, ber sich zu Jerusalem und zn Rom aufhielt, übersetzte die Heilige Schrift in die lalei irische Sprache.'^Seine Übersetzung (Vul¬ gata, d, i. die allgemein übliche) ist heute noch in der Kirche im Gebrauche; t 420. Alle übertraf aber an Umfang des Wissens sowohl als an Tiefe der Forschung der hl. Augustinus, Bischof von Hippo in Algier, f 430. Er war es, der zuerst mit seinen Geistlichen ein gemeinschaft¬ liches Leben (vita canonica) einführte nnd dadurch einer der Vorläufer des Ordenslebens wurde, wie er denn auch als Ordensstifter gilt. § 94. Das weströmische Kaisertum (395—476). Das oströmische (395—518.) 261) Theodosius teilte das Reich unter seine zwei Söhne Art ad ins und Honorins nnd legte dadurch den Grnnd zur