§ 196. Nordamerika. Kampf der Vereinigten Staaten mit England. 537 England wenig Militär hatte, so wurden Truppen aus Han¬ nover herbeigezogen und mit den Fürsten von Hessen-Kassel, Braunschweig und Waldeck ein Vertrag abgeschlossen, wo¬ nach diese den Engländern Landeskinder gegen eine bestimmte Summe als Soldaten lieferten. 541) Diesen Maßregeln gegenüber beschloß der in Philadel¬ phia versammelte Kongreß von 12 amerikanischen Staaten die Errichtung eines stehenden Heeres und übertrug dem Pflanzer Georg Washington (Waschingt'n) die Organisation und den Oberbefehl über dasselbe. Obwohl die ersten Treffen nicht glücklich ausfielen, sprach der Kongreß doch die Unabhängigkeit von England aus und sandte den Buchdrucker Benjamin Franklin (Fränk- lin) nach Frankreich, um dasselbe in sein Interesse zu ziehen. Französische, polnische uud deutsche Freiwillige sammelten sich unter dem Sternenbanner, und als es gelungen war, den englischen General Bourgoyne bei Saratoga im Staate New Aork mit 10 000 Mann gefangenzunehmen, erklärte sich Frankreich offen für die Staaten und lieh denselben nicht nur Geld, sondern sandte auch Hilfstruppen. Eine spanische Flotte nötigte England, 1778. Gibraltar zu verteidigen und um die westindischen Be¬ sitzungen sich zu wehren. Als nun Washington abermals ein englisches Heer bei ^orktown (Joarktaun) zur Übergabe zwang, da sahen die Engländer die Unmöglichkeit ein, den Krieg fortzu¬ setzen, und erkannten in dem Frieden von Paris die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten Nordamerikas an. Die Folge 1733. lehrte auch, wie klug England daran that, auf weitere Ansprüche zu verzichten, da der Handel mit Nordamerika bald weit großem Nutzen brachte, als der Vorteil war, deu es aus diesen Staaten zog, solange sie noch Kolonien waren. Anmerkungen. 1. Die ersten nordamerikanischen Niederlassungen wurden auf der Nordostküste zwischen Neuschottland und Florida zur Zeit der Königin Elisabeth von Walter Raleigh (Rali) gegründet, uud ihr zu Ehren wurde das Land Virginien genannt (1585). Allein die¬ selben gingen bald wieder ein, und erst zur Zeit Jakobs I. landeten abermals vertriebene Puritaner in Virginien und betrieben das Koloni¬ sationswesen mit befserm Erfolg (1607). Lord Baltimore (Boaltimor) kam 1625 nach Maryland (Märiländ), William Penn 1681 nach P ennsylv an i en. Während aber die Protestanten in Massachusetts, New Hampshire, Connecticut, Maine, Vermont und in andern Staaten nicht nur die Katholiken zwangen, zur Erbauung der protestantischen Kirchen beizusteuern, sondern sie sogar nötigten, am Sonntage den pro¬ testantischen Gottesdienst zu besuchen, verkündete Lord Baltimore in Maryland unumschränkte Religionsfreiheit. 2. Lord Georg Baltimore war Staatssekretär unter Jakob I. Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 23