58 II. Periode. mit ausnehmender Sorgfalt alles Mögliche gethan und die be¬ rühmtesten Lehrer dazu herbeigezogen; auch setzte derselbe alle Welt durch die Frühreife seines Geistes in Erstaunen. Nach Theo- phanos Tode leitete Ottos III. Grofsmutter Adelheid mit Willigis, dem Erzbischof von Mainz, die Geschäfte, bis der 15jährige König selbst an deren Spitze trat. Bald erwies es sich, dafs er eine sehr erregbare und phantastische Natur war; er hatte eine schwärmerische Vorliebe für Rom, für den sonnigen Süden; er wollte dort seine Residenz aufschlagen und hatte doch fortwährend mit der Bevölkerung der ewigen Stadt zu kämpfen, welche von der Herrschaft der sächsischen Barbaren nichts wissen wollte; im April 998 mufste Otto den Führer der Römer, Crescentius, ent¬ haupten lassen; die Gegensätze wurden noch dadurch verschärft, dafs Otto seinen Neffen Bruno zum Papst (Gregor V.) erhob und so Kaisertum und Papsttum gleichzeitig an die Sachsen kamen. Gebrochen und enttäuscht über den Widerstand derer, zu denen sein Herz ihn zog, starb Otto im Januar 1002 vor den Thoren der aufrührerischen Stadt, 22jährig, nach Gregorovius’ Ausdruck „der Phäethon der deutschen Geschichte“. f. Nun wurde, da Otto III. unvermählt gestorben war, sein Vetter Heinrich, Sohn Heinrichs des Zänkers, Herzog von Bayern, als Heinrich II. zum König gewählt (1002—1024). Er war ein gewissenhafter, tüchtiger Herrscher mit praktischem Blick, der zwar wegen der Erbauung des Bamberger Doms später heilig gesprochen wurde, aber sonst auch der Kirche gegenüber über¬ wiegend von politischen Gründen sich bestimmen liefs. Den Wendenkriegen setzte er ein Ziel, indem er den Götzendienst der Wenden duldete; und dadurch konnte er längere Zeit die Fortschritte des Polenherzogs Böleslaw Chrobry (= der Prächtige) hemmen, mufste ihm aber 1018 doch die Lausitz als Reichslehen überlassen. Nach Italien zog Heinrich dreimal: 1004 holte er sich die Krone der Langobarden, 1014 die Kaiserkrone, 1022 nahm er die griechische Feste Troja in Apulien ein und eroberte einen Teil von Unteritalien. Auf Burgund erwarb er 1016 Erb- ansprüche für den Fall der letzte König Rudolf III. sterben sollte. Im Juli 1024 verschied er auf der Burg Grona bei Göt¬ tingen, wie Otto III. mit Gedanken an eine „Reform der Kirche“ und an die Zurückführung der fast selbständig gewordenen Bischöfe unter Roms Primat eifrig beschäftigt. Mit ihm erlosch die Dynastie der sächsischen Kaiser oder der Ottonen.