— 63 ■—■ Man hatte nämlich gelernt, baß man mit Hilfe eines Pulvers, das aus Holzkohle. Schwefel und Salpeter bestand, schwere Geschosse von Stein oder Eisen aus weiter Entfernung auf die Feinde schleudern konnte, wenn man Pulver und Geschoß in eine eiserne Röhre lud und das Pulver bann entzündete. 2. Die Sage erzählt, ein Mönch, Berthold Schwarz in Freiburg in Baden, habe diese Wirkung des sogenannten Schieß- pulvers zuerst entdeckt, und man hat daher auch im Jahre 1853 zu Freiburg dem Berthold Schwarz ein schönes Denkmal errichtet. Wirklich ist im 14. Jahrhunderte, in welchem Schwarz lebte, das Pulver zuerst im Kriege angewendet worben, aber gekannt hatte man es schon früher. Nur hatte man es noch nicht zum Schießen, sonbern nur zum Sprengen von Felsen unb Mauern angewenbet, sowie zum Schleuberu von Raketen, burch bie man entfernte Gebäube in Branb setzen wollte. Run aber benutzte man es auch zum Schleubern von Geschossen ans Stein ober Eisen. Zuerst schleuberte mau Steinkugeln aus großen Mörsern, bie man auch Donnerbüchsen nannte. Diese schwerfälligen Geschütze benutzte man aber nur bei Belagerungen von Stabten ober Burgen. Später verfertigte man kleinere eiserne Rohre, die ein Mann in ber Hanb tragen konnte, ober bie man, wenn sie größer waren, auf Räberu mit in bie Schlacht fuhr. Aus ihnen schleuberte man mit Hilfe bes Schießpulvers eiserne Kugeln gegen bie Feinbe, unb man nannte bie kleineren, welche ein Mann trug, Hanbbüchsen ober auch Musketen, bie von Pserben gezogenen aber Felbschlangen. Später erhielten bie Schießwaffen noch anbere Namen, z. B. Kanonen, Flinten, Pistolen. Flinten gab es erst, seit man ein ben Gewehren ein sogenanntes Schloß anbrachte, bei bem ein Stahl gegen einen Feuerstein schlug nnb so Funken erzeugte, burch bie bas Pulver entzünbet würbe. Der Feuerstein hieß in ber älteren beutschen Sprache Flins ober Flint, unb baher kommt ber Name bes Gewehrs. Bor ber Ersinbnng bes Steinschlosses mußte bas Pulver in bem Gewehrlaufe burch einen glimmenben Strick, welchen man Lunte nannte, entzünbet werben. Von ben großen Felbschlangen unb Mörsern erhielt gewöhnlich sebes einzelne Geschütz noch seinen besonberen Namen, unb zwar oft einen scherzhaften. So nannte man ein Geschütz, bas beim Los- brennen einen furchtbaren Donner erzeugte, ben „Burlebaus"; ein sehr großes Geschütz, dessen gewaltige Kugeln die Mauern vieler Raub¬ burgen zerstört haben, das aber seiner Größe wegen nur sehr schwer fortzubewegen war, hieß die „faule Grete"; eine große Feldschlange hieß bie „Nachtigall", unb man scherzte, sie singe ben Feinben gar üble Lieber vor. 3. Bücher, wie bie, aus benen jetzt bie Kinber bas Lesen lernen, hat es nicht zu allen Zeiten gegeben. Es gab Zeiten, in benen bie