lOo Die deutschen Städte im Mittelalter.
2. Die dichte Bevölkerung nötigte zur Arbeitsteilung, zur Aus¬
bildung besonderer Berufsstände: Kaufleute, Handwerker und Ackerbürger.
Die Hauptmacht des Bürgertums waren der Kaufmanns- und Hand¬
werkerstand.
3. Jeder strebte danach, in seinem Berufe das Beste zu leisten, was seine
Kraft vermochte; denn nach dem Maße seiner Leistungen wurde er von der
Allgemeinheit beurteilt. So kam die Arbeit zu Achtung und Ehren.
4. Der rege Gewerbe- und Handelsfleiß führte zur Wohlhabenheit und
zum Reichtum. Dieser äußerte sich in der Errichtung großer und prächtiger
öffentlicher Bauten und in der Lebenslust der Bürger. — Nachteilige Folgen
des Reichtums: Vergrößerung des Abstandes zwischen arm und reich: Uvpia-
keit und Wohlleben der Begüterten.
5. Das enge Zusammenleben bedingte festes Zusammenhalten der ein¬
zelnen Stände. Dies wurde die Grundlage der Macht der Städte und der
bürgerlichen Freiheit.
IV. Zusammenfassung
Während des Medergangs des Rittertums — zurzeit Rudolfs von
Habsburg — wurde der Bürgerstaud der wichtigste und führende Stand in
Deutschland. Die deutschen Städte waren Stätten fröhlichen Volkslebens,
regen Gewerbefleißes, wichtige Stapelplätze eines weitverzweigten Handels
und infolgedessen Mittelpunkte des Reichtums und der Volkswohlfahrt.
Handwerk hat einen goldenen Boden.
„Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis."
V. Anwendung.
Was uns heute noch an das mittelalterliche Bürgertum erinnert.
Wie stand es mit der nationalen Gesinnung der Bürger des Mittel¬
alters? Von nationaler Gesinnung im Mittelalter kann man kaum reden.
Die Bürger sorgten nur um ihre Stadt und kümmerten sich weniger
um das Wohl und Glück des Vaterlandes. Aber die Städte waren doch
nicht ohne Nutzen für das Reich: Sie waren oft treue Bundesgenossen des
Kaisers. (Heinrich IV.!) Sie bekämpften das Räuberhandwerk und sicherten
die Handelsstraßen.
Vergleich der Städte des Mittelalters mit den Städten der Gegenwart:
1. Verschiedenheit im Aussehen. (Für die jetzigen Städte sind Be¬
festigungen unnötig. Warum? — Märkte und Straßen damals und heute.
— Die Wohnhäuser damals und heute.)
2. Städtisches Leben im Mittelalter und in der Gegenwart. (Durch die
Eisenbahnen, den überseeischen Handel und das Fabrikwesen haben Handel
und Verkehr einen großartigen Aufschwung genommen. Der Haupthandel
liegt heute in den Händen der Großkaufleute und der Handelsgesellschaften.
Das Fabrikwesen hat das Kleingewerbe teilweise überflügelt. — Das Militär-
und Gerichtswesen liegt heute in Händen des Staates. — Die Städte sorgen
heute mehr als im Mittelalter für die Gesundheit ber Bürger, die Sicher¬
heit unb Schönheit ber Straßen: Gesunbheitskornmissionen, Straßenreinigung,
Straßenbeleuchtung, Kanalisation usw.)
Bürgerliche Freiheit. Bürgerrechte. Bürgerpflichten. Bürgersinn und
Bürgerstolz.