— VIII — Griechen mußten deshalb die Stadt lange belagern. Vor der Stadt errichteten sie ein verschanztes Lager. Die weite Ebene zwischen diesem Lager und der Stadt war der Schauplatz zahlreicher Kämpfe. Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit zwei Rossen bespannt waren, die Gemeinen zu Fuß. Als Waffen dienten ihnen Lanze, Schwert, Bogen und Schlender. Die Brust war durch einen Harnisch geschützt, und außerdem hatte jeder Kämpfer einen Schild, der mit Ochsenhaut oder Erz überzogen war. 4. Hcbilles und Rektor. Groß war die Zahl der Helden auf beiden Seiten. Unter den Griechen war Achilles der tapferste, unter den Trojanern aber zeichnete sich Hektor, der Sohn des Priamns, am meisten aus. Einst hatte Hektor den Patroklus, einen Freund des Achilles, getötet. Da ward Achilles vom furchtbarsten Schmerze ergriffen. Er stürzte sich wütend auf die Feinde und ermordete ihrer so viele, daß ein Bach mit ihren Leichen angefüllt ward. End¬ lich fand er Hektor, seinen Todfeind. Dieser lief, von Achilles verfolgt, dreimal um die Stadt; dann hielt er inne und stellte sich zum Kampfe. Bald jedoch sank er, von den Lanzen¬ stichen des Achilles durchbohrt, zu Boden. Die Wut des Achilles war ohne Grenzen. Schnell fprang er vom Wagen, durchbohrte seinem Feinde die Füße und zog einen Riemen hin¬ durch. Dann band er ihn an seinen Wagen, schleifte ihn längs des Tores hin und eilte mit ihm über Stock und Stein dem Lager zu. Dort ließ er ihn, mit Blut und Staub bedeckt, den Hunden zum Fraße liegen. Am folgenden Tage kam der alte Vater Hektors, Priamus, zu ihm und bat um den Leichnam feines Sohnes. Nach dem Glauben jener Zeit fand nämlich die Seele des Verstorbenen keine Aufnahme in das Schattenreich, solange er nicht ehrenvoll begraben war. Da ließ Achilles den Leichnam ab- wafchen und versprach, 11 Tage die Waffen ruhen zu lassen, damit dem gefallenen Helden eine würdige Leichenfeier gehalten werde. 5. Das hölzerne Pferd. Bereits 10 Jahre lagen die Griechen vor Troja; aber die Stadt war noch immer nicht erobert. Da ersannen sie eine List. Sie erbauten nämlich auf den Rat des fchlaueu Odysseus ein großes Pferd aus Tannen¬ holz. Alsdann versteckten sich die tapfersten Helden in dem Bauche des Pferdes. Die audereu Griechen brachen die Zelte ab und segelten mit ihren Schiffen nach der nahen Insel Tenedos. Bald darauf kamen die Trojaner aus der Stadt heraus und sahen mit Verwunderung das gewaltige Pferd. Während sie es anstaunten, brachten die trojanischen Hirten einen gefangenen Griechen, Sinon, herbei. Dieser hatte sich im Schilfe verborgen gehalten. Als die Trojaner ihn fragten, was das Pferd zu bedeuten habe, sagte er: „Die Griechen schiffen jetzt in ihre Heimat. Das Pferd, ein Geschenk für die Götter, sichert ihre Fahrt. Hättet ihr es in eurer Stadt, so würdet ihr unüberwindlich sein." So sprach der listige Grieche, und die Trojaner glaubten ihm. Eiligst machten sie Räder unter den Koloß, banden Stricke daran und zogen ihn jubelnd in die Stadt. Gerüstete Krieger. • • x