— XIX — gesagt haben: „Es ist doch verdrießlich, daß man nicht voraussehen kann, wenn es gut wäre, einen Helm zu tragen." Einmal — so wird berichtet — erwiderte ein vornehmer Bürger auf der Straße seinen Gruß nicht. Trotzdem grüßte Sokrates ihn später immer wieder. Darüber verwunderten sich seine Schüler. Er aber sagte: „Nicht doch; ihr wollt doch nicht, daß ich unhöflicher sein soll als dieser Grobian?" Am meisten soll er von seiner launischen Frau Xanthippe zu leiden gehabt haben. Einst zankte sie mit ihm; er aber erwiderte kein Wort. Das verdroß sie noch mehr, und sie schalt immer heftiger. Endlich stand Sokrates auf und ging ruhig fort. Da nahm das erzürnte Weib ein Wasserbecken und goß ihm das Waffer durchs Fenster nach. „Ich dachte es wohl," sagte er, „auf ein Donnerwetter pflegt ein Regen zu folgen." 3. Seine Schüler. Jeder, der Lust hatte, durfte zu Sokrates kommen und fein Schüler werden. Er unterrichtete aber feine Schüler nicht in der Schule, sondern überall, wo er mit ihnen zusammen war: bei Tische, auf Spaziergängen, auf dem Markte und in den Werkstätten. Meistens waren es Jünglinge, die sich um ihn versammelten. Bezahlung nahm er für feinen Unterricht nicht. Ein Jüngling, der sehr arm war. Hätte gern feinen Unterricht genossen, aber er scheute sich, zu ihm zu gehen. Da fragte ihn Sokrates einst* «Warum scheust du dich vor mir?" „Weil ich nichts habe, was'ich dir geben konnte" war ferne Antwort. „Ei," versetzte Sokrates, „gibst du mir nicht sehr viel, wenn du dich selbst mir gibst? Der Jüngling wurde fein eifriger Schüler. Ein anderer feiner Schüler ging täglich eine Meile weit, um Sokrates zu hören, und ein dritter (Euklid) tarn oft aus einer vier Meilen entfernten Stadt zu ihm. Als einstmals die Vaterstadt des Euklid mit Athen m Streit geriet, war es jedem Bürger derselben bei Todesstrafe verboten, Athen zu betreten. Euklid aber zog sich Weiberkleidung an und schlich sich abends heim¬ lich in die Stadt, um den geliebten Lehrer zu hören. 4. Sein ende. In fernem 70. Jahre wurde Sokrates von feinen Feinden anqe* klagt, daß er nicht an die Götter glaube und die Jugend durch feine Lehren verführe ©eine Richter verurteilten ihn zum Tode. Im Gefängnis besuchten ihn oftmals feine Freunde. Einer von ihnen hatte den Wärter bestochen und wollte Sokrates zur Flucht bewegen. Dieser aber sagte: „Gehorsam gegen die vaterländischen Gesetze ist die erste Bürgerpflicht." Als die Stunde des Todes gekommen war, trank er mit heiterer Miene den Giftbecher, hüllte sich in seinen Mantel und sagte zu einem feiner Schüler: „Freund opfere den Göttern einen Hahn, denn ich bin genesen." 12. Hlexander der Große, 333 v. Chr. 333 1. Jugend. Im Norden von Griechenland tag das Reich Makedonien H^r herrschte der König Philipp. Sein Sohn hieß Alexander. Dieser las nichts lieber als die Kämpfe der Helden von Troja. Solch ein Held wie Achilles wollte er auch werden. Als ihm einst ein Sieg seines Vaters gemeldet wurde, ward « traurig und sagte: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu erobern übrig lassen." Einmal bekam sein Vater ein wildes Pferd. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst mtarn\- a^er Hbß keinen aufsitzen. Da bat Alexander seinen Vater, ihm einen Verbuch zu gestatten. Dieser willigte ein. Mit fester Hand ergriff er die Zügel des Herdes und führte es gegen die Sonne; denn er hatte bemerkt, daß es vor bent eigenen ©chatten scheute. Dann streichelte er es eine Zeitlang. Plötzlich saß er ans dem Rucken des Tieres. Blitzschnell flog es mit ihm davon. Alle zitterten für sein n. Als er aber umlenkte und das Pferd bald links, bald rechts tummelte ganz nach fernem Gefallen, da entrannen den Angen des Vaters Freudentränen' und er schenkte seinem Sohne das Pferd. 19 Jahre alt kämpfte Alexander in icr Schlacht bet Charonea, wo sein Vater die Griechen schlug, die er sich zu unterwerfen strebte. Alexander führte die Truppen mit solchem Feuer zum Siege, daß sem Vater ausrief: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Makedonien ist für dich zu klein." Kaum 20 Jahre alt, gelangte Alexander