1^ Pie Soröenmark. Nicht immer ist unser Heimatland ein deutsches Land gewesen. Allerdings haben in der ältesten Zeit, von der wir wissen, Deutsche oder Germanen in unseren Gegenden gewohnt; in den ersten Jahr¬ hunderten nach Christo hatten die Germanen sogar fast den ganzen Osten Europas, Polen und einen großen Teil von Rußland, von der Ostsee bis zum schwarzen Meere inite. Aber dann wurden die kaum seßhaft gewordenen, noch halb nomadischen deutschen Stämme des Ostens aufs neue nach Westen mitfortgerissen von der gewal¬ tigen Volksbewegung, die man als die Völkerwanderung zu bezeichnen pflegt. So wurden auch die Hermunduren, welche in unsern Gegenden wohnten, ergriffen; ein großer Teil des Volks ver¬ ließ seine Wohnsitze und wanderte nach Westen. Das Land wurde freilich nicht gänzlich entvölkert, es blieb eine, wenn auch spärliche, deutsche Bevölkerung zurück. Sie erlag aber bald neuen nachdrängen¬ den Völkermassen. Slavische Volker besetzten das ganze weite Ge¬ biet vom Ural bis zur Elbe und Saale; das Volk der Sorben war es, welches das heutige Königreich Sachsen wie auch das Vogt¬ land besetzte. Die Saale wurde die Grenze zwischen Sorben und Franken; denn die letzteren hatten im Anfang des 6. Jahrhunderts dem großen Thüringerreich, das von der Donau bis zum Harz reichte, ein Ende gemacht, und das Frankenreich dehnte sich nun ostwärts bis zur Saale aus. Die Sorben besiedelten auch unser La nt), die zurückgebliebenen Deutschen wurden unterjocht und ver¬ schwanden unter ihnen. Wir dürfen uns freilich nicht vorstellen, daß das Land auch nur annähernd so angebaut und bevölkert gewesen sei wie Heutzutage. Weite Strecken waren mit Wald bedeckt oder dienten als Viehtrift; nur spärlich war das Ackerland. Die höheren Teile des Landes blieben meist unbebaut, da die Sorben sich in den Thälern und den waldfreien Abhängen der Hoch¬ ebene ansiedelten. Noch heute sind ihre Niederlassungen an den Namen auf i tz wie Irchwitz, Pohlitz, Sachswitz (auch Greiz und Schleiz) ober au wie Naitschau, Dölau, Friesau erkennbar. Ihre 1*