— 100 — reicht auf Trinktischen, die mitten auf der Straße aufgeschlagen waren, an denen die Flaschen an Ketten lagen. — Überall herrscht Leben und Verkehr, mag man auf den Lumpenmarkt gehen, wo die Flickschneider anzutreffen sind, die aus den Lumpen Kleider für Sklaven zusammennähen, oder auf den Naschmarkt, wo Früchte, Honig und anders Süßigkeiten feilgeboten werden. Der Herr kauft für seine Sklaven Kleider und Schuhwaren auf dem Markte, wie der Sandmann sich seinen Pflug und sein Faß in der Stadt ersteht. Neben den Herren, die niemals ohne Sklaven erscheinen, finden wir auch ehrbare Damen, freilich meist in Sänften getragen, selbst einkaufen. In den Läden gab es alles Erdenkliche zu kaufen. Vom Taschentuch, dem Geldbeutel, dem Notizbuch und anderen nötigen Gegenständen bis zum größten silbernen und goldenen Gerät, dem prachtvollsten Möbel, ist alles vorrätig. In der Möbelhandlung z. B. treffen wir Tragbetten und Tragsessel, Speisesofas von Bronze, mit Gold und Silber reich verziert, Spieltische mit Würfelbrettern, Kandelaber, Teppiche und Decken, indische und phönizische Seidenstoffe. In einem andern von Aristokraten besuchten Laden sehen wir silberne und goldene Gefäße neben Bechern aus Edelsteinen oder künstliche Glasarbeiten, Frauenschmuck aller Art von Perlen und Edelsteinen, ganze Geschmeide, Ringe, mit denen sich die Römer gern schmückten. Die Modewarenhändler pflegten die wertvollsten und neuesten Sachen gleich am Eingang des Ladens aufzustellen, um Kauflustige anzulocken. Auch in eine Buchhandlung sehen wir Leute eintreten, weil es zum guten Ton gehörte, im Haufe auch eine Bibliothek zu haben. Zudem dienten die Läden der Buchhändler auch als Verfammlungs- und Unterhaltungsorte der gebildeten Klasse. Andere eilen in die Barbierstuben, um zu schwatzen und zu klatschen ober Tagesneuigkeiten zu hören. Es gab eben sehr viel Müßiggänger in Rom. Wieder andere eilen zu einer bekannt gemachten Versteigerung. Sobald sich die sechste ober Frühstücksstunde nähert, wo alle Geschäfte auf kurze Zeit zu ruhen pflegen und alle Welt den häufig um die Marktplätze liegenden Garküchen und Trinkstuben zueilt oder sich nach Art vieler Römer geschäftslos in den zum Teil recht engen Straßen herumtreibt, wird das Gewoge immer größer. Von allen Seiten wird man gedrängt, gestoßen, auf die Füße getreten, und oft kann man sich nur mit Mühe durch den Menschenknäuel hindurcharbeiten. Deshalb hielt es mancher Vornehme für bequemer, sich auf der Sänfte liegend durch das Gewühl bringen zu lasten. Das Fahren der Wagen war verboten, nur Senatoren und Priestern, auch älteren Frauen war ein langsam dahinrollendes Fuhrwerk gestatttet. Der Garküchen und Trinkstuben gab es in Rom anständige und auch solche, in denen es wüst zuging. Andere besuchen auch die Badehäuser, die reichlich vorhanden waren. Anderswo, besonders unweit des großen Cirkus, begegnet man einem sonderbaren Treiben von Gauklern aller Art, den Puppenspielern, den Possenreißern, die hier