— 35 — 3n der sogenannten „Kindergrotte" in den Seealpen fand der Fürst von Monaco bei einer sehr gewissenhaft und gründlich aus¬ geführten Grabung vier Skelette. Zwei derselben lagen nebenein¬ ander in beträchtlicher Tiefe in einer Schicht, die über Feuerstellen aus der Waldzeit lag. Der französische Forscher Derneau unter¬ suchte die Skelette und fand, daß die beiden unteren von kleinem Wüchse sind und alle (Eigentümlichkeiten der Negerrasse aufweisen. Da nun die anderen, höher gebetteten Skelette der Kindergrotte von Menschen der Renntierzeit stammen, muß man die älteren wohl der Steppenzeit zuweisen. Daß wenigstens Südeuropa damals von einer negerartigen Be¬ völkerung bewohnt war, wird auch durch die Funde von geschnitzten Frauenbildern bestätigt. Die Kopf- und Körperformen dieser Figuren entsprechen nämlich ganz und gar denen der afrikanischen Rasse. Die jüngeren Skelette aber zeigen viel edlere Formen, und ein männliches Gerippe gehört einer Person von beträchtlicher Größe an (1,92 m). Ganz ähnliche Skelettfunde kennt man aus verschiedenen Ansiedelungen der Renntierzeit, vorzüglich aus der berühmten französi¬ schen Höhle von (Ero-lTTagnon. 3n dieser lagen mehrere Skelette, um¬ geben von zahlreichen durchlochten Meeresschnecken, durchbohrte Tier¬ zähne, eine gleichfalls durchbohrte (Elfenbeinplatte, bearbeitete Renntier- geweihe und Feuersteingeräte. Unter den Skeletten fand man viele Brandschichten mit Knochen- und Steingeräten. Der (Eingang der höhle war von einem 4—6 m mächtigen Schutthaufen verschlossen. „Die Spuren mehrfachen Aufenthaltes von Menschen in der Grotte von Tro-Magnon rühren von einem und demselben Jäger- volke her, das die Grotte anfangs vielleicht nur auf der Jagd als Unterschlupf benutzt haben mag, wo man zusammenkam; um die in der Nachbarschaft erbeuteten Tiere unter sich zu teilen. Später haben sie dieselbe dauernd bewohnt, und endlich, als durch die An¬ häufung ihrer Küchenabfälle, die den Boden immer mehr und mehr erhöhten, die höhe bedeutend verringert (1,20 m) und für eine Wohnung unbequem wurde, werden sie nach und nach abgezogen und nur noch einmal zurückgekehrt sein, um ihre Toten dort unter¬ zubringen. Seitdem ist die höhle nicht mehr zugänglich gewesen, 3*