— 160 — Meeres wohnten, bezog man den Bernstein. „Sie sind die ein¬ zigen unter allen, die den Bernstein, bei ihnen ,®Ies' genannt, in den Untiefen und am Ufer selbst sammeln. Seine Natur und (Intstehungsart haben diese Barbaren nie untersucht oder ermittelt, fange lag er sogar unter anderem Rusrourf des Meeres da, bis römischer Luxus ihm einen Hamen machte. Jene wissen selbst nichts damit anzufangen. (Er wird roh gesammelt, unverarbeitet ausge¬ führt, und voller Verwunderung empfangen sie von uns den preis dafür." (Tacitus.) Die jütische Halbinsel und das nordöstliche Hannover scheinen früher als viele andere Landschaften des freien Germaniens von der römischen Kultur angeregt worden zu sein, so daß dieses Ge¬ biet damals die Rolle eines Mittelpunktes der römisch-germanischen Kultur spielte. Der verkehr zur See und auf der (Elbe hat den Rufschwung in jenen Gegenden begünstigt. Uber den germanischen Götterglauben der Römerzeit ist leider nur wenig überliefert worden. Die vorgeschichtlichen Funde ver¬ sagen hier fast ganz. Niemals hat man Götzenbilder, Rltäre und andere Dinge, die mit religiösen Bräuchen in Zusammenhang stehen, entdeckt. Was für gewöhnlich als „Religion der alten Deutschen" ausgegeben wird, ist in der Regel den viel jüngeren Liedern und Göttersagen der Skandinavier entnommen, und es ist oft sehr zweifel¬ haft, was aus der Überlieferung des späten nordischen Heidentums ohne weiteres auf die deutschen Völker übertragen werden darf. Die Nachrichten über die älteste Religion unserer vorfahren sind dürftig, und der Wunsch, die armseligen Notizen, die man sich aus den Werken der Römer und den Rufzeichnungen späterer Jahr¬ hunderte zusammensuchen muß, mit Fleisch und Blut zu umgeben, hat jene beliebten (Entlehnungen aus der Heidenzeit unserer nordischen Stammesbrüder veranlaßt. In alten Liedern, ihren einzigen geschichtlichen Denkmälern, sangen die Germanen von einem erdentsprossenen Gotte Tuisko und seinem Sohne Mannus, den Stammvätern ihres Volkes. Mannus hatte drei Söhne, nach denen die am Meere wohnenden Germanen