298 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. unten in ber Stabt, ein Kunstwerk, in mehr als einer Hinsicht epochemachend für bie Entwicklung Wurzburgs. Dabei ist zu bebenken, wie unterdessen bie Zeit eine cinbere geworben war; mit anderen Augen sah man gewisse Dinge an. Vorüber war die Zeit, in der man noch ein Gefühl für die Romantik der Bergfchloffer befaß; das Sinnen und Trachten der fürstlichen Herren war jetzt anders geartet. Man stieg herab von den alten Burgen in die Ebene um sich da neue, glänzende Schlosser, vielfach von grandiosem Umfang, zu bauen und man fchuf sich künstlich eine neue, eigenartige Natur in den mächtigen Schloßgärten mit ihren architektonisch streng gezogenen Baurnlinien; allem zwang man gewissermaßen den Willen der absolut gewordenen Fürstenherrlichkeit auf, die damit sich selbst 2VWV Das Würzburger Schloß von Nordwest. lNach „Tie Baukunst". W. ©pemnnn, Berlin.) verherrlichen wollte. So kehrten die Pfalzgrafen am Rhein der alten Heidel¬ berger Romantik den Rücken um sich in Mannheim und Schwetzingen ein neues, glänzendes Heim zu schaffen und ebenso stieg auch der Fürstbischof von Eichstätt von seiner Willibalbsburg hinunter in bie Stabt, wo bann um bas neue Fürstenschloß sich eine neue Ansiebelung in diesem Stil bilbete. So war es eben auch hier in Würzbnrg; seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Marienberg als Fürstensitz verlassen. Was da nun Nenmann binnen kurzer Zeit als neue, eines Fürsten würdige Wohnung hervorzauberte, ist weltbekannt und hat kaum seinesgleichen; das war der richtige Auftrag um feine ganze künstlerische Kraft und Leistungsfähigkeit zu erproben. Wie es dann in solchen Fällen zu gehen pflegt, schlossen sich an dieses gewaltige Werk noch andere Kunstleistungen in ebenbürtiger Weife an. Für dieses neue Fürstenfchloß fchuf der Venetianer Tiepolo feine berühmten Fresken, einzig¬ artig in der Kühnheit des Entwurfs bei den gewaltigsten Ranmverhältniffen wie auch in der Leuchtkraft des Kolorits. Hier fertigte der aus Tirol her¬ berufene Kunstschlosser Oegg jene eifengetriebenen Tore, noch heute vielbe¬ wunderte Muster dieser Kunstfertigkeit, während für den plastischen Schmuck,