— 135 — und kleineren Staaten, war sehr zu beklagen. Der Bundes¬ tag in Frankfurt a. M., der aus den Abgesandten der einzelnen deutschen Fürsten bestand und die gemeinsamen deutschen Angelegenheiten leitete, erfüllte die Wünsche und Hoffnungen nicht, welche während der Freiheitskümpfe im Volke erweckt worden waren. Er hemmte die Freiheit mehr, als daß er sie förderte. Er war außerstande, Deutschland das ihm gebührende Ansehen im Auslande, die ihm zukommende gewichtige Stimme im Rate der europäischen Völker zu verschaffen. Darum verlangte man dringend und immer lebhafter eine verbesserte Gestaltung Deutschlands. Aber der Bundestag trat diesem Verlangen streng entgegen und verhängte schwere Verfolgungen über die Unzufriedenen. So wurde die Eintracht zwischen Obrigkeit und Unterthanen getrübt; Mißtrauen und Verstimmung kam in die Herzen und griff immer weiter, wenn es auch bei dem beson¬ nenen, treuen deutschen Volke längere Zeit nicht zu heftigen Er¬ schütterungen kam. 3. König Friedrich WilhelmIII. von Preußeu. — Um die Erhaltung des äußeren und inneren Friedens machte sich besonders verdient der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Seit dem Ausgange der Freiheitskriege re¬ gierte er noch ein Vierteljahrhundert über sein Volk, und diese Regierung war für Preußen eine wohlthätige und gesegnete. Die Wunden, welche die drückende Franzosenherrschast seinem Lande geschlagen hatte, heilte er in überraschend knrzer Zeit. Durch treffliche Einrichtungen brachte er die Staatsverwaltung in die beste Ordnung. Einer vorzüglichen Fürsorge hatte sich das Militärwesen zu erfreuen. Die allgemeine Dienst¬ pflicht blieb fortbestehen, und Preußen erhielt dadurch ein so zahlreiches, treffliches Kriegsheer, daß es feine Stellung unter den europäischen Großmächten ehrenvoll behaupten und — wor¬ aus der König vorzüglich bedacht war — den Frieden wirksam schützen konnte. Nicht minder rühmlich erwies sich des Königs Thätigkeit in der Sorge für den Volksunterricht, der sich über alle Stände erstrecken und auch den ärmsten Kindern zu teil werden sollte. Das preußische Schulwesen erlangte bald einen