"28 6. Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise. mittag keine Schule ist!" Der König aber ritt lachend davon. — Seine Soldaten durften ihm auch eine dreiste Antwort geben. Einmal im Siebenjährigen Kriege begegneten ihm einige Dragoner. Da ries Friedrich ihnen zu: „Gerade, Kinder, gerade!" Die Soldaten aber ant¬ worteten: „Alter Fritz, auch gerade! Und die Stiefel in die Höhe gezogen!" 11» Friedrichs Tod. Im Alter war Friedrichs Körper gebeugt und krumm geworden. Mancherlei Krankheiten stellten sich ein, aber seine Regierungsgeschäfte versäumte er nicht. Noch im 73. Lebensjahre, ein Jahr vor seinem Tode, hielt er eine Truppenschau in Schlesien ab und saß sechs Stunden in einem kalten, heftigen Regen zu Pferde. Im Sommer des Jahres 1786 wurde er schwer krank, so daß er nicht mehr gehen konnte. Er ließ sich bei gutem Wetter in einem Rollstuhl dann vor das Schloß bringen und freute sich über die schönen An¬ lagen. In seinem Zimmer las er, diktierte Befehle und schrieb Briefe bis wenige Tage vor feinem Tode. Im August 1786 starb er. 6. Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise. 1. Friedrich Wilhelm III. Bor etwa 100 Jahren hatte unser Vaterland viel von dem Franzosenkaiser Napoleon zu leiden; er hatte es besiegt, und französische Soldaten bedrückten Bürger und Bauer. Noch heute redet man wohl von dieser schweren Zeit In Preußen regierte damals König Friedrich Wilhelm III. Seine Gemahlin hieß Luise. Als Friedrich Wilhelm III. geboren wurde, lebte noch Friedrich der Große. Der war dem kleinen Prinzen sehr gut, und dieser erinnerte sich später noch gar oft daran, wie er manchmal im Park zu Sanssouci neben dem alten König mit den mächtigen großen Augen hatte spazieren gehen dürfen. Besonders ge¬ fiel dem König die Aufrichtigkeit des Prinzen. Einst ließ er ihn eine kleine Geschichte ins Französische übersetzen. Der Prinz konnte das so geläufig, daß der König sich freute und ihn lobte. Der Prinz sagte aber, daß er das Stück erst vor wenigen Tagen bei seinem Lehrer übersetzt hatte. Da streichelte ihm der König die Wange und sprach: „So ist's recht, lieber Fritz, immer ehrlich und aufrichtig! Wolle nie •scheinen, was du nicht bist!" Diese Ermahnung machte einen großen Eindruck auf das Gemüt des Prinzen, und feit jenem Tage war ihm alle Lüge und Verstellung zuwider. 2. Vermählung. Friedrich Wilhelm verheiratete sich schon als Kronprinz mit Luise. Sie war die Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz. Wegen ihrer Schönheit und ihres freundlichen Wesens waren ihr alle Menschen gut, die sie kannten, und als Friedrich Wilhelm sie nur einmal gesehen hatte, sagte er zu sich: Die soll deine Frau werden oder keine! Im Jahre 1793 wurde zu Berlin die Hoch¬ zeit gefeiert. Einige Tage vorher reifte sie dahin. Auf das herzlichste wurde sie von der Berliner Bevölkerung empfangen. Kopf an Kops