14. Kaiser Friedrich III. 57 14. Kaiser Friedrich III. 1. Jugend. Kaiser Friedrich war der Sohn Kaiser Wilhelms I. Er ist am 18. Oktober 1831 geboren. Als Kronprinz hieß er Friedrich Wilhelm. Er wurde von vortrefflichen Lehrern unterrichtet. Zugleich wurde er aber auch zu einem tüchtigen Soldaten erzogen. Ein Unter¬ offizier lehrte ihn marschieren und das Gewehr gebrauchen. Einst regnete es bei einer Übung. Da sagte der Unteroffizier: „Sie können in das Schloß gehen, Prinz!" Aber der achtjährige Prinz rief aus: „Seit wann geht ein Soldat dem Regen aus dem Wege?" Und als ein Diener mit einem Regenschirm kam, fragte der Prinz: „Hast du schon einen Soldaten unter einem Regenschirm gesehen? Mach das dumme Ding zu und geh!" Und der Prinz blieb im Regen. — Als 17 jähriger Jüngling besuchte er die Universität Bonn. Dann unter¬ nahm er Reisen nach Italien, Österreich und England. Im Jahre 1849 trat er in die Armee ein. Als sein Vater ihn dem Regiment zuführte, sprach er zu den Offizieren: „Ich übergebe Ihnen meinen Sohn in der Hoffnung, daß er Gehorsam lernen wird, um einst be¬ fehlen zu können. Ich hoffe, er wird seinem Namen und seiner Armee Ehre machen." Zu seinem Sohne aber sprach er: „Nun gehe hin, Fritz, und tue deine Schuldigkeit!" 2. Vermählung und Familienleben. Auf seiner Reise nach England hatte er die Prinzessin Viktoria, die Tochter der Königin von England, kennen gelernt. Mit ihr vermählte er sich. Das kronprinz- liche Paar wohnte im Sommer gewöhnlich in dem prächtigen „Neuen Palais", das Friedrich der Große dicht am Parke von Sanssouci hatte bauen lassen, und füllte hier ein glückliches Familienleben. Sie hatten 4 Söhne und 4 Töchter; von den Söhnen leben nur noch zwei, Kaiser Wilhelm II. und Prinz Heinrich. Ihre Kinder erzogen sie vortrefflich. So lange die Söhne noch im elterlichen Hause waren, wurden sie von Hauslehrern unterrichtet, und der Kronprinz und die Kronprinzessin kamen oft in das Unterrichtszimmer, um sich nach dem Fleiß ihrer Kinder zu erkundigen. Der Kronprinz sagte oft zu dem Lehrer: „Seien Sie ja strenge mit den Jungen und nehmen Sie keine Rücksicht; sie sollen und müssen etwas lernen. Ich bitte Sie, mich hin und wieder von den Fortschritten der Kinder in Kenntnis zu setzen." Bei Wanderungen aufs Land hielt es der Kronprinz nicht unter seiner Würde, eines der kleineren Kinder sich auf die Schultern zu setzen und so mit ihm lustig bergauf und bergab zu wandern. Einmal besuchte er mit seiner Familie Tirol und ward in einem Orte von dem Bürgermeister, der ihm schon von früheren Reisen her bekannt war, begrüßt. Der Kronprinz schüttelte ihm freundlich die Hand und sagte: „Ja, ja, mein Lieber, da sind wir schon wieder einmal bei Ihnen; aber was das Reisen für Geld kostet, besonders, wenn man, wie ich, eine große Familie hat! Jetzt gehen wir in die schönen Berge. Wenn wir in ein paar Wochen wieder heim nach Berlin gehen, dann wird der Geldbeutel leer sein."