4. Die Kairwerke der Ägypter. 1. Die Pyramiden. — Wie die Ägypter die unter¬ irdischen Häuser für ihre Toten sorgfältig ausstatteten, so haben sie auch über der Erde gewalüge Bauwerke errichtet, deren Überreste noch heute, drei und vier Jahrtausende nach ihrer Grün¬ dung, das Staunen aller Welt erregen. Im mittleren Teile des Landes, namentlich dort, wo einst die alte Königsstadt Memphis lag, erheben sich gegen 40 Pyramiden; das sind Bauten aus großen Steinblöcken, unten viereckig, oben in eine Spitze zulaufend. Die größte derselben, die vor mehr als 2000 Jahren vor Christi Geburt der König Cheops aufgeführt hat, war einst 480 und ist jetzt noch 450 Fuß hoch, also höher als der Münsterturm in Straßburg; jede ihrer vier Seiten mißt unten über 700 Fuß. In ihrem Innern befindet sich nichts als ein längliches Gemach, zu welchem einige sehr schmale Gänge führen, und in dem Gemach steht ein leerer Marmorsarg. Als der König Cheops sie erbauen ließ — so erzählt ein alter Geschichtsschreiber — verlangte er von allen Ägyptern harte Frohndienste, und immer mußten 100,000 Menschen drei Monate nach einander an dem Bau derselben arbeiten. Zuerst wurden die Steine in dem östlichen Gebirge gehauen, dann bis an den Nil geschleift, über den Fluß geschafft und an den Ort ge¬ fahren, wo die Pyramide errichtet werden sollte. Hierauf wurde ein Damm aufgeführt, auf welchem die Steine zu der erforderlichen Höhe gebracht wurden. Alle diese Vorarbeiten kosteten zehn Jahre Zeit, dann fing man erst an, die eigentliche Pyramide zu bauen, und bis zu ihrer Vollendung brauchte man noch zwanzig Jahre. Die zweite Pyramide ist säst eben so hoch, als die erste; die übrigen sind bedeutend kleiner. Welche Bestimmung diese Bauwerke hatten, darüber hat man vielerlei Vermutungen aufgestellt; jetzt gilt es als gewiß, daß die Pyramiden Grabdenkmäler der Könige gewesen sind. 2. Die Obelisken. — Auch die Obelisken sind be¬ wundernswürdige Werke der ägyptischen Baukunst. Es sind vier¬ seitige, oben etwas spitzer zulaufende Säulen aus einem einzigen Granitblock, die, wie schlanke Türme, bisweilen über hundert Fuß hoch in die Luft ragen. Noch befinden sich mehrere Obelisken in