— 264 — 3ur Schlacht. Aber die Deutschen, von zwei Seiten angegegriffen, geraten in Verwirrung und müssen weichen. Nur Armin, unter allen hervorragend, wirft sich an der Spitze einer auserlesenen Schar noch einmal dem Feinde entgegen, um für das übrige Heer den Rückzug zu decken.^ Er setzt sein Leben aufs Spiel, wird ver¬ wundet und gerät in äußerste Gefahr. Um nicht erkannt zu werdeu, bestreicht er sich sein Gesicht mit dem Blute seiner Wunden und entkommt auf schnellem Roß. Germaniens wollte nun am Nord- rande des Wesergebirges seinen Marsch nach der Elbe fortsetzen. Aber schon hatte Armin die Seinen wiederum gesammelt, und wiederum verstand _ er es, die Römer in unwegsames Gebiet zu locken, dieses Mal in die sumpfige und waldreiche Gegend zwischen der Weser und dem Steinhnder Meer. An einem alten Grenz- wall, zwischen den Angrivariern und Cheruskern, der von Wäldern und großen Mooren umgeben war, hatte Armin sich festgesetzt. Gemanicus selbst unternimmt es, an der Spitze der Legionen den Wall zu stürmen; zunächst ohne Erfolg: die Legionen müssen zu- rück. „Da", so erzählt Tacitus, „unternimmt Germanicus mit den prätorischen Cohorten den Sturm, er erobert deu Wall und er¬ öffnet den Angriff auf den Wald, wo sich die Germanen wieder aufgestellt hatten. Dort wird Fuß um Fuß gefochten. Die Feinde sind hinten durch einen Sumpf abgeschlossen, die Römer durch den Weserfluß oder durch Berge; beiden konnte also die Örtlichkeit keinen Ausweg gewähren; Hoffnung verlieh nur die Tapferkeit, Rettung verhieß der Sieg. Trotzdem die Germanen mit Löwenmut kämpften, erlagen sie doch durch ihre Kampfesart und Waffen. Denn in dem engen Raume war es ihnen unmöglich, die außerordentlich langen Speere vorzustrecken oder auch zurückzuziehen. So waren sie genötigt, eingeengt in fester Stellung zu kämpfen uud konnten so ihre Kunst, schnell und unerwartet anzugreifen, und ihre körperliche Gewandtheit nicht geltend machen. Der römische Soldat hingegen hieb, den Schild an die Brust gedrückt, die Hand fest im Griff, auf der Bar¬ baren breite Glieder, auf ihr helmloses Haupt, auf ihre unbeschirmte Brust, und bahnte sich über gefallene Feinde eine Gasse. Armin war erschlafft, sei es infolge der steten Gefahren, sei es, daß die eben erhaltene Wunde ihn gelähmt hatte. Den Jnguiomer, der hin und her durch die Schlachtenreihen flog und die Germanen zur Tapferkeit ermunterte, ließ mehr sein Glück als seine Tapferkeit im Stich. Germanicus nahm, um besser ersannt zu werden, den Helm vom Haupte und rief seinen Soldaten zu: „Stoßt alles nieder, wir brauchen keine Gefangenen; dieser Krieg ist nur zu Ende, wenn das ganze Germanenvolk ausgetilgt ist". Das römische Heer schrieb sich deu Sieg zu. Dennoch hielt es Germanicus für nötig, ohne Besinnen an den Rhein zurückzu¬ ziehen. Sein Plan, bis an die Elbe vorzudringen, war gescheitert.