2)cr Fluchtversuch. 341 mehr warten, in Sinsheim zwischen Heilbronn unb Heibelberg werbe er bie Flucht bewerkstelligen unb im Haag wolle er Katte erwarten. Er hielt sich versichert, baß bie Flucht nicht fehlschlagen könne. In ber Hast aber setzte er eine ungenaue Abresse auf ben Brief, ber statt an Katte an einen Vetter des¬ selben gelangte. Die Reise ging unterbeß weiter; in Folge eines Zufalls übernachtete man nicht in Sinsheim, fonbern in Steinfurth. Friebrich machte schnell seinen Plan; er überrebete einen königlichen Pagen, ihm zum anberu Morgen um vier Uhr Pferbe zu verschaffen, weil er heimlich einen Besuch in ber Nachbarschaft machen wolle. Die Pferbe würben besorgt, unb Friebrich schickte sich am andern Morgen an, bie längst ersehnte Gelegenheit zur Flucht zu benutzen. Ein Kammerdiener aber, der ihn vor Tagesanbruch aufstehen fah, wurde aufmerksam, daß da etwas Heimliches im Werke sei. Er beobach¬ tete, wie der Prinz sich schnell ankleibete, boch nicht bie Uniform, sonbern ein französisches Kleib unb einen rothen Ueberrock anlegte. Kaum hatte Friedrich die Scheune, in der sie schliefen, verlassen, so benachrichtigte der Kammer¬ diener den Obersten von Nochow von dem Vorgang, sie eilten Friedrich nach und fanden ihn, wie er noch den Pagen mit ben Pferben erwartete. Auf ihre Fragen erhielten sie zwar nur kurze abfertigenbe Antworten, boch Hinberten sie Friebrich, ein Pferd zu besteigen und nöthigten ihn, mit nach der Scheune zurückzugehen. Der König war inzwischen gleichfalls benachrichtigt worden, ließ sich jedoch fürerst Nichts merken, weil eigentliche Beweise für bie Absicht der Flucht fehlten, bis ihm in Frankfurt ber fälschlich an Katte's Vetter ge¬ langte unb von biesem znrückgesanbte Brief überbracht würbe, aus welchem der Beweis von Friebrich's Plänen klar hervorging. Nun befahl er, den¬ selben auf einer der Jachten, worauf die Fahrt den Rhein hinunter gemacht werben sollte, in Gewahrsam zu nehmen. Am folgenden Tage erst kam er selbst auf das Schiff; kaum erblickte er ben Prinzen, so übermannte ihn ber Zorn so, baß er über ihn herfiel unb ihm mit ben: Stocke bas Gesicht Mutig schlug. Friebrich rief in seinem Schmerz: „Nie hat ein Branbenburgisches Gesicht solche Schmach erlitten." Mit Mühe entrissen ihn bie anwesenben Offiziere ben Hänben bes erzürnten Vaters: boch würbe er nun wie ein Staatsgefangener behanbelt, Degen unb Papiere würben ihm abgeforbert. Die traurige Reise ging ben Rhein hinunter nach Wesel; ber Prinz selbst büchte an nichts Auberes, als wie er seine Vertrauten retten könnte. An Keith in Wesel konnte er noch einen Zettel mit ben Worten gelangen lassen: „Rette bich, Alles ist entbeckt." Keith setzte sich augenblicklich zu Pferbe unb entkam über Hollanb nach Englanb (1730). In Wesel ließ ber König seinen Sohn vor sich bringen unb fragte ihn * drohenb, warum er habe besertiren wollen. Der Kronprinz antwortete ent¬ schlossen: „Weil Sie mich nicht wie Ihren Sohn, sonbern wie einen niebcr* trächtigen Sklaven behanbelt haben." „Ihr seid also Nichts als ein feiger Deserteur ohne Ehre," sagte ber König. „Ich habe so viel Ehre, als Sie," erwiberte der Prinz, „unb nur bas gethan, was Sie mir huubert Mal gesagt haben, Sie würben es an meiner Stelle thun." Der König würbe bnrch biese trotzige Antwort in bie äußerste Wuth versetzt unb zog ben Degen, um seinen Sohn zu burchbohren. Der General von Mosel aber warf sich zwischen Beibe und rief: „Durchbohren Sie mich, aber verschonen Sie Ihres Sohnes." Hahn, preuß. Gesch. 20. Ausl ](j