254 Friedrich's Selbstregiemng. bestrafte mit Strenge alle Plackereien, welche sich die Offiziere etwa bei den Werbungen erlaubten. Natürlich wandte sich Friedrich's Interesse gleich in den ersten Zeiten seiner Regierung auch der Förderung des geistigen Lebens und Strebend zu, besonders erfuhr die Akademie der Wissenschaften, welche sein Vater mehr vernachlässigt hatte, sofort seine ganze Theilnahme und erhielt den berühmten Gelehrten Maupertuis zu ihrem Präsidenten. Der Philosoph Wolff, welcher unter der vorigen Regierung von Halle entfernt worden war, wurde jetzt als Vicekauzler der Universität mit großen Ehren wieder hinberufen. Auch gab der König selbst die Veranlassung zur Gründung der ersten beiden Zeituugeu in Berlin, welche über Alles, was vorgehe, freimüthig und ungenirt schreiben sollten. In der Gerechtigkeitspflege erwarb er sich gleich in den ersten Wochen ein großes Verdienst durch die Abschaffung des grausamen Mittels der Folter, durch welche bis dahin noch immer Geständnisse erzwungen wor¬ den waren. Auch für Hebung der Manufacturon und Gewerbe zeigte er sich von vorn herein sehr thätig; er richtete im Generaldirectorium eine besondere Abtheilung für diese Angelegenheiten ein nnd berief durch große Begünsti¬ gungen eine Menge geschickter Arbeiter aus der Fremde herbei, um durch ihr Beispiel seine Unterthanen weiter auszubilden. Friedrich's Selbstregierung. Alles, was geschah, ging von Anfang an von des Königs eigenem Willen und Entschluß aus: er sah, prüfte, erwog und entschied Alles selbst, und in kurzer Zeit war der Berliner Hof vorzüg¬ lich dadurch merkwürdig, daß des Königs selbstständiger Geist die einzige be¬ wegende Kraft war. Das war besonders den fremden Gesandten sehr un¬ angenehm , welche bei einem solchen Könige keine Gelegenheit hatten, durch seine Umgebung Alles, was ihnen zu wissen beliebte, auszukundschaften, oder auch durch des Fürsten Vertraute auf ihn selbst einzuwirken. Der dänische Gesandte schrieb an seinen Hof: ,,Um einen richtigen Begriff von der neuen Herrschaft zu geben, so muß ich sagen, daß bis jetzt der Köniz von Preußen schlechterdings Alles selbst thut, und daß, ausgenommen den Minister von Boden, der Sparsamkeit predigt und damit ungemein Eingang findet, Se. Majestät keinen Rath von irgend einem Minister leiben. Unglücklicherweise ist nicht Einer um den König, der sein ganzes Vertrauen hätte und dessen man sich bedienen könnte, um mit Erfolg die nöthigen Einleitungen zn machen." Für bie allseitige Thätigkeit bes Königs reichte bie Zeit kaum hin: er klagte in einem Briefe an Voltaire, daß der Tag nur 24 Stunden habe. „Ich habe geglaubt," schrieb er bald darauf, „baß ich seit dem Tobe meines Vaters mich ganz dem Vaterlande hingeben müßte. In diesem Sinne habe ich, so viel als mir möglich, gearbeitet, die schleunigsten und geeignetsten Einrich¬ tungen für bas gemeine Volk zu treffen." Aber es nahte der Augenblick, wo seine Thätigkeit noch einen weit ernsteren und bedeutsameren Lauf nehmen sollte, wo er die Kräfte, welche seine Vorfahren gesammelt, die schönen Mittel, welche ihm sein Vater hinter¬ lassen , verwenden sollte, um für sich unverwelklichen Ruhm, für Preußen neue Größe zu erringen.