Friedrich's des Großen letzte Krankheit. 337 unb sie bereiten sich vor, bas abgenutzte Futteral meiner Seele zu verlassen." Nichtsbestoweniger erfüllte er unausgesetzt alle Pflichten seines königlichen Amtes, selbst bie Reisen in bie Provinzen unb bie Abhaltung ber Revüen. Noch im Jahre vor seinem Tobe hielt er bei stürmischem Regenwetter sechs Stunben laug bie Heerschau in Breslau ab, was wohl sein Enbe beschleunigt haben mag. Mit bem Herbste besseren Jahres (1785) trat ein ernstlicher unb auhalteuber Krankheitszustanb ein; balb äußerten sich bie bebrohlichen Vorboten ber Wassersucht. Aber wie beängstigenb unb quälenb nun auch bie Leiben würben, noch immer sollte bie Regententhätigkeit bes großen Mannes keine Unterbrechung erleiden. Ant 26. Januar 1786 war ber alte Zielen gestorben. Friebrich sagte bamals zu seinen Generalen: ,,Unser* alter Zieten hat auch bei seinem Tobe sich als General erwiesen. Im Kriege eommanbirte er immer bie Avant¬ garbe, auch mit bem Tobe hat er ben Ansang gemacht. Ich führe bie Haupt¬ armee, ich werbe ihm folgen." Friedrich's letzte Krankheit und Tod (17, August 1786). Der April brachte bie ersten warmen Tage unb Friebrich hoffte, obgleich bie Krank¬ heit immer mehr vorgeschritten war, von ber Verjüngung ber Natur auch eine neue Belebung seiner Kräfte. Die Strahlen ber Sonne, bie milbe Früh¬ lingsluft thaten ihm wohl, unb gern genoß er biese Erquickung, inbem er sich auf bie sogenannte grüne Treppe vor bem Potsbamer Schlosse einen Stuhl hinausbringen ließ unb in ber Sonne ruhete. Einst bemerkte er, baß bie fceiben Grenabiere, bie an ber Treppe unten Schilbwache stauben, bas Ge¬ wehr fortwährenb am Fuße behielten. Er winkte einen von ihnen zu sich heran unb sagte mit gütigem Tone: „Geht nur immer auf unb ab, Kinber, 2hr könnt nicht so lange stehen, als ich hier sitzen kann." Noch im April zog er aus sein geliebtes Sanssouci hinaus; bort ver¬ suchte er auf feinem letzten Lieblingspferbe Conbe öfter einen kurzen Spazier¬ ritt, aber bte Kräfte wollten balb nicht mehr ausreichen. Die Aerzte wußten keine Hülfe mehr, im Anfange bes Sommers hatte sich bie Wassersucht voll- siänbig ausgebilbet, Friebrich litt unenblich, liegen konnte er nicht mehr, Tag unb Nacht mußte er sitzenb auf bem Stuhle zubringen; bennoch kam feine Klage über feine Lippen, fast immerfort zeigte er nur Heiterkeit unb Ergebung. Wenn er bei Nacht zu heftige Beängstigungen hatte, so rief er, um bie Leute int Nebenzimmer nicht zu wecken, ganz leise einen ber fceiben Lakaien, bie bei ihm wachten, unb bat ihn in ben freunbtichsten Ausbrücken, ihm eine Weile ben Kopf zu halten. Dem Herzog von Curlanb, ber ihn in biefer schweren Zeit besuchte, sagte er, mit Rücksicht auf feine Schlaflosigkeit, scherzeub: „Wenn Sie einen guten Nachtwächter brauchen, so bitte ich mir bies Amt aus, ich kann bes Nachts vortrefflich wachen." Bei allebent gingen auch jetzt noch bie Regierungsgeschäfte unausgesetzt ihren Gang fort: bte Cabinets- räthe, bie sonst erst um 6 ober 7 Uhr erschienen, würben jetzt bereits um 4 "der 5 Uhr Morgens vor ihn gerufen. „Mein Zustanb," sagte er ihnen, „nöthigt mich, Ihnen biese Mühe zu machen, bie für Sie nicht lange bauern tottb. Mein Leben ist auf ber Neige, bie Zeit, bie ich noch habe, muß ich 6c* nutzen. Sie gehört nicht mir, fonbern bem Staate." Hahn, preuß. Gesch. 20. Aufl. 22