Die Belebung und Veredelung des öffentlichen Geistes. 381 Opfer voran: er schränkte die Hofhaltung sehr ein, behielt nur die unentbehr¬ lichsten Personen bei und entsagte den ihm zukommenden Schatullgelderu. An der königlichen Tafel ging es damals einfacher zu, als in vielen bürgerlichen Familien. Die Prinzen Heinrich und Wilhelm verzichteten auf ein Drittheil ihrer Apanagen. Das große goldene Taselservice, ein Nachlaß Friedrichs des Großen, ward in die Münze geschickt und in Friedrichsd'ors ausgeprägt. Umfassende Pläne zu zweckmäßigen Ersparungen, besonders im Heere, wur¬ den vorbereitet. — Die Ersparnisse, sowie die vorhandenen Kassenbestände reichten jedoch zur Contribntionszahlnng bei Weitem nicht hin; es mußte nach weiteren Mitteln gesucht werden. Es gelang, ein Ansehen von 20 Mil¬ lionen Gulden bei den Holländern zn machen, — von Rußland erlangte man gegen 20 Millionen Thaler für Vorschüsse und Lieferungen in den letzten Feldzügen. Doch blieb noch immer ein bedeutender Betrag der Contribution übrig, zu dessen Deckung man, so ungern es geschah, doch eine Erhöhung der Steuern, eine sogenannte Eontribntionssteuer, einführen mußte, deren Auf¬ bringung in jeder Provinz mit den Landständen besonders berathen wurde. Den rastlosen Bemühungen der neuen Verwaltung gelang es endlich, bis zum Schlüsse des Jahres 1808 die übernommene". Verpflichtungen an den Unterdrücker abzutragen und das Land von der feindlichen Occupation zu be¬ freien. Am 10. December 1808 konnten unter unendlichem Jubel der Bevölkerung wieder preußische Truppen in die Hauptstadt des Landes ein¬ ziehen. Neugestaltung der Staatseinrichtungen. Aber mehr noch, als der Gegenwart, war die Fürsorge der neuen Regierung der Zukunft zugewandt. Von dem kleinen Gebiete aus, auf welches der preußische Staat nun be¬ schränkt war, sollte allmälig wieder eine neue beachtenswerthe Macht er¬ schaffen werden: dies konnte nur geschehen, indem alle inneren Kräfte der Nation angeregt und gleichsam verdoppelt wurden. Vor Allem mußte dazu eine kräftige Gesinnung, eine lebendige Thätigkeit und eine rege Theilnahme am öffentlichen Wohle in allen Schichten der Bevölkerung erweckt werden. Der Fluch und das Unglück der jüngst vorher¬ gegangenen Zeiten war es eben gewesen, daß der Sinn für das Gemeinwohl erstorben und persönliche Eigensucht an dessen Stelle getreten war: man hatte nur darnach gestrebt, daß im Staate äußerlich Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten werde, um sich dem Genusse des Lebens so frei als möglich hingeben zu können, für alle höheren geistigen und sittlichen Bestrebungen dagegen waren die Meisten gleichgültig gewesen, man hatte kein Herz gehabt für die "Nation, für nationale Freiheit und Würde. Aus dieser Gleichgültigkeit war man jetzt durch die harten Schläge von Jena und Tilsit endlich wieder erweckt worden. Die Männer, welche damals die Leitung des Staates in die Hand nahmen, Stein vor Allen, fühlten, daß, wenn es mit Preußen einst wieder besser werden sollte, die Belebung des öffentlichen Geistes selbst die Grundlage alles weiteren Strebens sein müßte. Um in den Einzelnen Theilnahme am Gemeinwohle wiederzuerwecken, hielt er es für nöthig, die Nation wieder mehr als bisher zur Betheiligung an den öffentlichen Ge¬ schäften heranzuziehen. Statt daß besoldete Beamte Alles bis zum Kleinsten auck in Gemeinde- und Privatangelegenheiten gethan, sollte der Bürger zu