Capitulation von Metz. 645 Handlungen angeknüpft. Am 25. erschien der alte General Changarn ier im Hauptquartier des Prinzen Friedrich Carl zu Cornh, um möglichst ehrenvolle Bedingungen für die französische Armee zu erbitten. Die eigent¬ lichen Verhandlungen fanden zwischen dem General von Stiehle und dern französischen General J arras im Schlosse Fr es cath statt, woselbst am 27. Oktober Abends die Capitulations-Urkunde unterzeichnet wurde. Die Bedingungen waren im Wesentlichen die von Sedan, die Uebergabe der Armee und der Festung, die Armee kriegs¬ gefangen, das Material der Festung als Kriegsbeute; nur blieb den Offizieren in Anbetracht der bewiesenen Tapferkeit der Armee der Degen belassen. Es fielen in deutsche Hand: 3 Marschälle, 50 Generale, 6000 Offiziere, 173,000 Mann, 53 Adler mit Fahnen und ein ungemein großes Kriegsmaterial. Am 29. Oktober rückten die preußischen Truppen in Metz ein. Am Nachmittag erfolgte auf der Chaussee von Metz nach Nancy vor Prinz Friedrich Carl der Vorbeimarsch der französischen Garde, welche dar¬ auf die Waffen niederlegte. Die übrigen Corps waren schon vorher in der Festung entwaffnet worden. Die Landwehr-Bataillone von der Division Kummer geleiteten die gefangenen französischen Truppen nach Deutschland. Die ganze große Armee, welche im Juli ausgezogen war, um, wie ganz Frankreich wähnte, in raschem Siegeslaufe nach Berlin zu gehen und in Königsberg einen demüthigenden Frieden zu diktiren, — befand sich nun¬ mehr kriegsgefangen in allen Festungen Deutschlands, bis Königsberg hin. König Wilhelm ernannte auf Anlaß dieses gewaltigen Ereignisses den Kronprinzen und den Prinzen Friedrich Carl zu Feldmarschällen, eine Würde, die bis dahin keinem preußischen Prinzen verliehen worden war. Zugleich erkannte der Königliche Oberfeldherr in einem Schreiben an den Prinzen die Ereignisse vor Metz als unvergängliche Ehrentage und Glanzpunkte der Armee an. Prinz Friedrich Carl hatte am Tage der Capitulation folgenden Armeebefehl an seine bisherigen Truppen gerichtet: „Soldaten der I. und II. Armee! Ihr habt Schlachten geschlagen und den von Euch besiegten Feind in Metz 70 Tage umschlossen, 70 lange Tage, von denen aber die meisten Eure Regimenter an Ruhm und Ehren reicher, keiner sie daran ärmer machte! Keinen Ausweg ließet Ihr dem tapferen Feinde, bis er die Waffen strecken würde. Es ist so weit. Heute endlich hat diese Armee von noch voll 173,000 Mann, die beste Frankreichs, über 5 ganze Armee- Corps, darunter die Kaiser-Garde mit 3 Marschällen von Frankreich, mit über 50 Generalen und über 6000 Offizieren capitnlirt und mit ihr Metz, das niemals zuvor genommen! — Mit diesem Bollwerk, das wir Deutsch¬ land zurückgeben, sind unermeßliche Vorräthe an Kanonen, Waffen und Kriegsgeräth dem Sieger zugefallen. Diesen blutigen Lorbeer, Ihr habt ihn gebrochen durch Eure Tapferkeit in der zweitägigen Schlacht bei Noisse- ville und in den Gefechten um Metz, die zahlreicher sind, als die es rings umgebenden Oertlichkeiten, nach denen Ihr diese Kämpfe benennt! Ich erkenne gern und dankbar Eure Tapferkeit an, aber nicht sie allein. Bei¬ nahe höher stelle ich Euren Gehorsam und den Gleichinuth, die Freudige