Ambacti — Ambitus. 67 Knaben tödteten sie oder sandten sie ihren Vätern, die Mädchen aber behielten sie bei sich und lehr¬ ten sie die Kunst des Krieges. Sie brannten ihnen die rechte Brust ab, weil ihnen diese im Kriege hinderlich war; so erklärt eine späte Sage fälschlich den Namen Amazonen (vgl. « n. jna£ds). Die Amazonen machten weite Kriegszüge, von Skythien aus bis nach Thrakien, vom Thermodon aus bis nach Syrien uud in die vorderen Theile Kleinasiens. Als sie in Lykien den König Joba- tes angriffen, vernichtete Bellerophontes ihr Heer (II. 6, 186.). In Phrygien kämpfte der junge Priamos gegen sie (II. 3, 189.), später aber zogen sie ihm gegen die Griechen zu Hülse, mit denen sie öfter in Kampf geriethen. Selbst bis Athen sollen sie gekommen sein, um den Theseus zu be¬ kriegen, der am Thermodon gegen sie gekämpft und ihre Königin Antiope (oder Hippolyte) ent führt hatte. Manche neuere Forscher fassen die Amazonen als rein mythisches Volk auf, andere nehmen eine histori¬ sche Grundlage an und finden den Anfangs¬ punct , woraus die Sage von den Ama¬ zonen und ihrer Ver¬ breitung entstanden sei, in der bei vielen altenVölkernüblichen Weiberherrschast und dem Weiberadel, der besonders darin be¬ stand, daß der Adel sich durch die Mutter, nicht durch den Vater, fortpflanzte. Wo sich solche Verhältnisse fanden, wie bei Völ¬ kern in jenen den Amazonen zugeschrie¬ benen Sitzen Sky- thiens bis zum Ther¬ modon, in Lykien u. a. O., da sollten die Amazonen gewohnt, oder dahin sollten sie Zügegemachthaben. DafernSrihrHauptniltusaußer dem des Ares der der Artemis Tauropolos gewesen sein soll, so schrieb man ihnen auch die Gründung mancher Städte in Kleinasien zu, wo Artemis- dienst war, wie zu Ephesos, weshalb auch neuere Forscher sie für Tempeldienerinnen der Artemis und Mondpriesterinnen erklären. Die Sagen von ihren Kämpfen mit den Griechen, besonders mit Herakles (f. d) u. Theseus, den Repräsentanten der Verbreitung griechischer Cultur, scheinen in dem feindlichen Zusammentreffen der griechischen Colonieen am Pontos Euxeinos mit den dortigen barbarischen Völkern ihren Grund zn haben. Die Amazonen wurden häufig von der Kunst dar¬ gestellt (Statuen von Pheidias, Polykleitos, Kresi- lsls), und zwar als starke Kriegerinnen, meist zu Roß, bewaffnet mit Streitaxt, Speer, halbmond¬ förmigem Schilde, Bogen und Köcher, Kriegsgürtel um die Hüften und Schwert an einem über die Brnst gehenden Wehrgehänge. Ambacti, entweder ein germanisches Wort, goth. andbaht, ahd. ampaht, der Vasall, Diener, was bei Caes. b. g. 3, 22. auch unter soldurii gemeint zu sein scheint, od. ein keltisches, von ambi — um u. aig = agere, also cirumactus, d. H. Begleiter, Diener. Sie waren Clienten eines edeln und mächtigen Patrons aus freier Entschließung und folgten als feine Mannen ihm in den.Krieg, wo sie auch in der äußersten Gefahr ihn'nicht ver¬ lassen durften (Caes. b. g. 6, 15. 7, 40.). Aus dem Begriffe eines Dieners ist die Bedeutung des Dienstes entstanden, welche in dem jetzigen „Amt" allein geblieben ist. Ambarri, gallisches Volk am Arar, westlich von den Allobrogern, südlich von den stammverwandten Aeduern. Caes. b. g. 1, 11. 14. Ambarvälis liostia und ambarvale sacriii- cium, Opferthier und Opfer, das die röm. Land¬ leute im Frühling, gewöhnlich an einem Tage des Mai, der Ceres, dem Mars und andern ländlichen Gottheiten darbrachten, indem sie um Gedeihen der Feldfrüchte flehten. Das Opferthier ward vor dem Opfer von einer fröhlichen Schaar von Land¬ leuten um die Aecker herumgeführt, woher der Name (Verg. E. 5, 75. G. 1, 338. Tib. 2, 1, 1.). Vgl. Arvales fratres. Ambiäni, erkennbar in dem jetzigen Namen ihrer Hauptstadt Samarobriva, Amiens, ein bel¬ gisches Küsteuvolk, das gegen Cäsar 10,000 M. aufstellte, aber sich doch bald unterwerfen mußte. Caes. b. g. 2, 4. 15. 5, 24. u. ö. Ambibarii, ein zu den civitates Aremoricae gehörendes Volk in der heutigen Normandie (Caes. b. g. 7, 75.), vielleicht identisch mit den Ambiliati. Ambilareti, richtiger nach den Handschriften Ambivareti, Caes. b. g. 7, 90., wahrscheinlich die¬ selben, welche 7, 75. Ambluareti und Clienten der Aeduer genannt werden; vielleicht identisch mit den Ambarri. Ambiliati, kleines keltisches Volk in Gallien, wahrscheinlich an der Somme (Samara), vielleicht — Ambarri od. — Ambibarii (Caes. b. g. 3, 9.). Ambiörix, ein Häuptling der Ebnronen, einer gallischen Völkerschaft in Belgien. Cäsar befreite sie vom Tribute, welchen sie den Aduatukern zah¬ len mußten. ^ Im I. 54 b. C. brach aus Anstiften des Ambiorix und Cativolcus ein Aufstand der Ebnronen gegen die in ihrem Laude unter dem Legaten Q. Titurius Sabiuus liegenden Römer aus, wodurch diese beinahe gänzlich vernichtet wur¬ den. Auch andere gallische Völkerschaften wurden durch Ambiorix aufgewiegelt, besonders die krie¬ gerischen Nertiier. Cäsar aber, der sich nach Italien begeben wollte, eilte rasch herbei und besiegte die Gallier. Des Ambiorix indeß konnte er sich nicht bemächtigen und nichts weiter erreichen, als daß er das Gebiet der Eburoueu zur Strafe für das Benehmen des Ambiorix so furchtbar verheerte, daß dieser im eigenen Lande sich nicht mehr für sicher hielt. Caes. b. g. 5, 26—51. 6, 5. 8, 24. Er soll später über den Rhein gegangen sein und dort eine Zuflucht gefunden haben. Flor. 3, 10, 8.' AmbYtus, die Bewerbung um ein öffentliches Amt, f. g. von der alten Sitte der Kandidaten, auf dem Forum oder dem Marsfelde herum¬ zugehen und die Bürger um ihre Stimme zu bitten. Varr. I. 1. 5, 28. Als Armuth und ©itteneinfalt herrschten, gab es noch keine Misbränche, welche erst mit der wachsenden Herrschsucht der Einen u. der Nichtswürdigkeit der Andern aufkamen. Seit- 5*