362 Epameinondas. wol ihn die engste Freundschaft mit Pelopidas u.A. vereinigte. Daher blieb er ungefährdet, als von Leonüades mit Hülfe der Spartaner die demo¬ kratische Partei gestürzt und eine Oligarchie ein¬ geführt wurde, 383; vou seiner Armuth und phi¬ losophischen Zurückgezogenheit schien nichts zu befürchten. Doch arbeitete er für die Zukunft, indem er mit dem Gorgidas eine Schaar von Jünglingen an sich zog, sie in republikanischer Tugend heranbildete und sie öfters veranlaßte, sich mit der spartanischen Besatzung im Wettkampf zu messen. Flut. Pel. 18. Polyaen. :2,5,1. Er hielt sich seru vou der Verschwörung, die 379 unter der Leituug des Pelopidas und Mellon die Oligarchen stürzte (Plut, gen, Socr. 24.), weil er es für unrecht hielt, einen Bürger ungerichtet zu todten, und den Mißbrauch der gewaltthätig wie¬ dergewonnenen Freiheit fürchtete; doch nach voll¬ brachter ^hat war er die zuverlässigste Stütze der neuen Freiheit. Durch das Auftreten mit seiner Schaar bewirkte er, daß die Bürger sich allgemein für die neuert Verhältnisse erklärten, dagegen Aus- brüche der Rache gegen die gestürzte Partei unter¬ drückt wurden und alle Kräfte sich vereinigten zur Bekämpsung der auswärtigen Feinde. Es trat wieder hervor eine Volksversammlung, daneben ein Rath, 7 Boiotarchen standen an der Spitze des Staates. Die spartanische Besatzuug auf der Kadmeia wurde zum Abzug gezwungen, in den meisten boiotischen Städten erhob sich bie Demo¬ kratie und erklärte sich für Theben, gegen Sparta wurden die Athener zn Bundesgenossen genommen. Noch im Jahre 379 machte Kleombrotos eine krie¬ gerische Demonstration gegen Theben. 378 und 377 führte Agesilaos größtenteils vor und um Thespiai den Krieg, 376 zog Kleombrotos wieder herbei, kehrte aber um am Kithairon; dann ver¬ setzten die Spartaner den Krieg ans die See. Nichts Entscheidendes war ausgeführt; zwar war Boiotieu verwüstet, aber die Kraft und das Selbst¬ vertrauen der Thebaner war gehoben. Die fol¬ gende Zeit benutzten dieselben, um die boiotischen Städte unter ihrer Hegemonie zu vereinigen; mit Härte und Grausamkeit wurden die spartanisch ge¬ sinnten Städte Plataiai, Thespiai, Orchomenos zur Symmachie gezwungen und später wegen Abtrün-! nigfeit zerstört, Plataiai 373, Thespiai 372, Or¬ chomenos 364. — Während dieser Zeit nahm Epa-, meinem das keine hervorragende Stellung ein; ohne Zweifel war er thätig, das Heer heranzubilden; oft mahnte er zur Milde und Menschlichkeit gegen die Besiegten. Daß er aber bisher besonders eine staatsmäuuische Thätigkeit entwickelt, scheint daraus hervorzugehen, daß er zuerst bedeutend hervortrat als thebanischer Gesandter auf dem Friedenseon- greß in Sparta, 371. Schon 374 hatte Athen einen Frieden mit Sparta abgeschlossen, der aber keinen ^Bestand gehabt; jetzt veranlaßte er aufs neue Friedensuntorhandlnngen. Zurückziehung der spartanischen Harmosten und Autonomie der griechischen Städte waren die Bedingungen. Als aber Epameinondas, der sich schon bei den Ver¬ handlungen als großer Redner gezeigt hatte, ver¬ langte, für die boiotischen Städte den Frieden zn beschwören, und erklärte, Theben würde die He¬ gemonie über dieselben nur ausgeben, wenn Sparta Lakonien freigäbe, da tilgte Agesilaos den Namen der Thebaner ans der Friedensliste und kündigte ihnen Krieg an (Juni 371). Kleombrotos rückte sofort mit feinem Heere aus Phokis über Ambry- sos, Thifbe und Kreufis in die Ebene von Leuk- tra. In Theben herrschte Mutlosigkeit; Epamei¬ nondas hatte fein Feldherrntalent noch nicht be¬ urkundet, doch gewann er drei der Boiotarchen für den Kampf, trat dem Aberglauben des Volkes entgegen — bald wurden auch bessere Wahrzeichen verkündet — und zog mit einem Heere, welches nach Entlassung der unzuverlässigen Thespier nur 6000 Mauu betrug, ben 24,000 (?) Feinden ent¬ gegen; indeß es galt Freiheit und Vaterland. Sein Scharfblick erkennt, daß es darauf ankomme, die geschlossene Phalanx der Spartaner durch eine überbietende Erhöhung der Masse zu durchbrechen; so entsteht die schiefe Schlachtordnung <?«'- locyQ, er stellt seinen linken Flügel 50 Mann hoch auf und läßt den schwach besetzten rechten sich zu¬ rückziehen. Nachdem die boiotische Reiterei die spartanische geworfen hat, während Pelopidas mit der heiligen Schaar die Feinde hindert sich zu entfalten, durchbricht Epameinondas unaufhaltsam die Phalanx; der König Kleombrotos und 1000 Spartaner werden gelobtet, 5. Hekatombaion (Juli) 371. Xen. Hell. 6, 4, 4. 12. 15. 7, 1, 35. Diod, Sic. 15,51—56. — Nach der Schlacht bemühen sich die Thebaner um Bundesgenossen, in Athen wird die Siegesbotschaft kühl aufgenommen; Jason, Tyrann von Pherai, geht einen Bund ein, aber bemüht, als Vermittler zwischen den Parteien Einfluß in Griechenland zu gewinnen, bestimmt er sie, dein spartanischen Heere freien Rückzug zu gestatten. Epameinondas' Milde stimmt dem bei. — Eine Folge des Sieges war der Abfall der meisten pe- loponnesischen Städte vom spartanischen Bunde, der Argiver, Eleer und Arkader, welche Megalo- polis gründen. Von diesen gerufen, geht Epa¬ meinondas nach dem Peloponnes, 370, bringt ein Heer von 50—70,000 Mann zusammen, dringt in Lakonika ein, steht indeß von einem Angriff auf ; Sparta ab, wendet sich nach Messenien, gründet Meffene am Fuße des Jthome und stellt Messenien wieder her. Auf dem Rückzüge umgeht er den, den Spartaner» zu Hülfe ziehenden, Jphikrates, übernimmt allein die Verantwortlichkeit wegen des 4 Monate zu lange bekleideten Boiotarchats und beschämt vor Gericht feine Gegner, 369. Diod. | Sic. 15, 62 ff. — Im Sommer unternimmt er einen zweiten Feldzug gegen die Lakedaimonier, besiegt das Heer derselben, welches das Oneische Gebirge (am Jsthmos) besetzt hat, und dringt in den Peloponnes ein; allein als auch Dionysios vou Syrakus den Spartanern Hülse schickt, geht der Krieg unglücklich, die Eroberung von Sikyon ist der einzige Gewinn. Die Thebaner, ausgebracht über die anscheinende Erfolglosigkeit, entsetzten den Epameinondas seines Amtes. — Für eine Zeit lang richteten sich die Anstrengungen der Thebaner nur nach dem Norden. Als Pelopidas hinterlistig von Alexander von Pherai gefangen war, sandten sie ein Heer unter Klevmenes noch Thessalien. Epameinondas diente als Gemeiner im Heere; als aber dieses durch ungeschickte Führung in Gefahr kam, übernahm er auf allgemeines Verlangen ben Oberbefehl unb führte bas Heer zurück; burch einen zweiten Felbzug zwang er ben Alexander zur Freigebuug bes Pelopibas unb Jfmenias, 368. Diod. Sic. 15, 71 ff. Nach einem vergeblichen