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weil er die geflügelten Menschen gesunden habe, welche sie zu
sehen gewünscht hätten. Als die Sogdianer Macedonier über
und unter sich sahen, verloren sie den Mut, öffneten die Thore
ihrer Feste, in welche Alexander mit klingendem Spiele einzog,
reiche Beute und viele vornehme Frauen in derselben fand, dar¬
unter die Fürstentochten Roxane, welche wegen ihrer Schönheit
die Perle des Morgenlandes hieß. Alexander heiratete sie und
machte sich dadurch die sogdiauischen Fürsten zu Freunden.
Da Alexander einen Zug in die oxianischen Grenzgebirge
vorbereitete, gab es als Unterhaltung Jagden und Zechgelage,
wobei es einst zu einem Streite zwischen ihm und dem Klitos
kam, der ihm in der Schlacht am Granikus das Leben ge¬
rettet hatte, deshalb in hoher Gnade stand. Beide waren
stark angetrunken, und in Klitos erwachte dabei der Groll,
welchen die Maeedonier wegen der Bevorzugung der persischen
Magnaten empfanden. Er spottete über die Schmeicheleien,
welche Alexander täglich zu hören bekomme, obgleich Philipp
doch mehr geleistet habe als Alexander, welcher seine Erfolge
ja nur den von Philipp geschulten Macedoniern verda-nke.
Unwillig hörte Alexander diese beleidigenden Reden; doch Klitos
ward immer heftiger und beleidigender, als Alexander wider¬
sprach, verhöhnte denselben, setzte dessen Thaten spöttisch herab
und pries diejenigen glücklich, die im Kampfe gefallen waren,
ehe sie Alexander mit medischen Ruten peitsche und von ihnen
verlange, daß sie bei Persern um Zutritt zum Könige bitten
sollten. Zwar erhoben sich mehrere Generale und verwiesen
dem Klitos seine beleidigenden und zügellosen Reden, doch dieser
sprach um so lauter. Als Alexander, der sich zurückzuhalten
suchte, einen Tischnachbar frug, ob es ihm nicht vorkomme, als
ob ein Grieche unter den Macedoniern wie ein Halbgott unter
Tieren umherwandle, schrie ihm Klitos im höchsten Zorne zu:
„Alexander, diese Hand hat dich ant Granikus gerettet; jetzt